Prozession, Blüten, Prangnudln
In ganz Österreich feiern am Donnerstag Katholiken und Katholikinnen Fronleichnam, das Hochfest des Leibes und Blutes Christi. Über die Jahrhunderte entstanden imposante Bräuche.
in Traum, oder besser E eine Vision, beschert uns eines der prunkvollsten kirchlichen Feste: Der Nonne Juliana von Lüttich erschien die Kirche in Gestalt einer Vollmondscheibe, auf der ein Fleck zu sehen war. Sie deutete es so, dass dem Kirchenjahr ein Fest fehlte. Und darum wurde Fronleichnam eingeführt, das Fest zu Ehren des Leibes und Blutes Christi. „Wie haben wir uns als Kinder immer gefreut auf Fronleichnam!“, erinnert sich Inge Auer. „Am Vortag haben die Männer links und rechts von der Haustür Birkenbäumchen aufgestellt, wir haben aus Fichte, Tanne oder Buchsbaum Kränze für die Tür und für die Feld
kreuze gebunden und mit Blumen aus Krepppapier verziert.“Das macht die Kärntnerin heute noch – genauso wie die in ihrer Heimat, im Metnitztal, typischen Prangnudln. „Die gibt es nur zu Fronleichnam.“Für die „Krone“hat die Bäuerin und Obfrau der Brauchtumsgruppe schon zuvor welche gebacken, aus Mehl, Dotter, Zucker, Germ, Sauerrahm und Schlagrahm, einer Prise Salz und etwas Anis. Im Butterschmalz werden die Teigstücke zum köstlichen Gebäck, das man einst in die Kirche mitgenommen hatte, um auf dem Heimweg den Hunger stillen zu können.
Da zu Fronleichnam die bleibende Gegenwart Jesu in der Eucharistie gefeiert wird, trägt der Priester die Hostie in der edel verzierten Monstranz gut sichtbar bei der Prozession mit. Er geht dabei unter einem Baldachin, dem von vier Männern getragenen sogenannten Himmel. Blasmusik, Chor, Vereine, Kinder mit Fahnen und auf Samtpölstern präsentierten Symbolen wie Kelch und Hostie bilden den Festzug. Der Prangweg führt zu vier Altären.
Blumenteppiche zieren die Wege des Herrn
Viel Geduld beweisen die Weststeirer, die aus Blüten, Blättern, Grasschnitt, Sägespänen, Zapfen, Eierschalen und sogar Kaffeesud aufwändige Teppiche legen. Eveline Liebmann aus Frauental fährt zum Sammeln der Blüten sogar auf die Alm. Die Blumenbilder, die vor allem Deutschlandsberg, Eibiswald und Wies erblühen lassen, zeigen oft christliche Symbole wie den Kelch und die Hostie oder sogar biblische Szenen.
Mit der „Fuhre“in die Mitte des Hallstätter Sees
In der oberösterreichischen Salzmetropole Hallstatt findet die berühmte Seeprozession, ein 400 Jahre altes Brauchtum, heuer endlich wieder statt. „Es gibt bei uns viele Gläubige, wir wollen das aufrecht erhalten“, sagt Mesner Reinhard Kerschbaumer. Schon um 6 Uhr Früh fahren die Prangerschützen auf den See, beginnen mit ihren Salven. Nach dem Hochamt in der Kirche führt die Prozession zum Marktplatz, wo die Kinder Blumen vor einen Altar streuen. Anschließend steigt man in prächtig geschmückte „Fuhren“, darunter ein „Sakramentschiff“. Mit Kapelle, Gesang und Gebet werden Altäre am Seeufer angesteuert, die letzte Station aber liegt in der Mitte des Sees. „Dort, wo man den Salzberg sieht“, sagt Kerschbaumer. Bei dieser Segensstation wird Gott für den „Schicksalsberg“und die Früchte der Erde gedankt!
All diese Besonderheiten auf den Prozessionswegen sollen die Freude der Menschen ausdrücken und eine Glaubenswahrheit feiern: Jesus zieht mit uns mit!