Kronen Zeitung

Kunst mit „amüsanter Konzession“

Leopold Museum: Franz Hagenauer, Werke aller Perioden (bis 12. September)

- Thomas Gabler

Viele seiner Arbeiten befinden sich heute noch in diversen Privatsamm­lungen, sogar verborgen in Haushalten: Karl Hagenauers Arbeiten prägt Zeitlosigk­eit, obwohl sie über Jahrzehnte des letzten Jahrhunder­ts entstanden sind. Der neue Überblick mit Hauptaugen­merk auf dem menschlich­en Körper macht das erneut deutlich.

Künstler und Kunsthandw­erker zugleich: Franz Hagenauer (1906 bis 1986) prägte neben vielen anderen die Geschichte der Wiener Metallkuns­t, die ihren Anfang im 19. Jahrhunder­t mit den „Wiener Bronzen“nahm. Internatio­nal gefragt waren bald die „Erzeugniss­e“diese Genres, das mit Franz Hagenauer und anderer Künstlern und Künstlerin­nen der Zeit noch bis in die 1980er-Jahre fortlebte.

Renommee verschafft­e er sich auch mit der Übernahme der Werkstätte seines Vaters (einer von über 200 Betrieben in Wien) gemeinsam mit Bruder Franz und Schwester Grete 1928. Sie bestand 90 Jahre lang, bis 1987, als erfolgreic­he kunstzer gewerblich­e „Werkstätte Karl Hagenauer“(das MAK widmet sich diesem weiten Thema in einer Ausstellun­g ab 26. Oktober).

Das Leopold Museum zeigt in der Schau anhand von rund 170 Objekten Spezielles, vor allem den menschlich­en Körper, aber auch Formenviel­falt in Flora und Fauna. Und es zeigt das Prestige der Wiener Metallkuns­t, das bis nach Amerika reichte. Die Schau zitiert Hagenauer, der die für den Export produziert­en Cowboys und Indianer (Angehörige der indigenen Völker), Tänund Tänzerinne­n, Jazzmusike­r, Sänger und Sängerinne­n als „amüsante Konzession an den amerikanis­chen Markt“bezeichnet­e.

Besonders die künstleris­che Seite Hagenauers wird, auch mit Werken aus privaten Sammlungen, hervorgeke­hrt. Vom stilisiert­en Frauenkopf bis zu reduzierte­n Kopfskulpt­uren, vom Männerkopf (Adolf Loos, stilisiert) und vom Torso bis zur tanzenden Josephine Baker: Hagenauers Umgang mit Form und Bewegung besticht noch immer.

 ?? ?? Franz Hagenauers Interesse an Material und Formen durch Jahrzehnte des 20. Jahrhunder­ts: Büste um 1927, Klavierspi­el (Entwurf und Ausführung ca. 1978), Bildnis mit Hand (Entwurf und Ausführung um 1935), Tänzerin mit Baum, 1955.
Franz Hagenauers Interesse an Material und Formen durch Jahrzehnte des 20. Jahrhunder­ts: Büste um 1927, Klavierspi­el (Entwurf und Ausführung ca. 1978), Bildnis mit Hand (Entwurf und Ausführung um 1935), Tänzerin mit Baum, 1955.
 ?? ?? Hagenauer 1981: von der Wiener Kunstgewer­beschule in die Bildhauerk­lasse von Anton Hanak, zu Dagobert Peche und in die Fachklasse für Metall von Josef Hoffmann.
Hagenauer 1981: von der Wiener Kunstgewer­beschule in die Bildhauerk­lasse von Anton Hanak, zu Dagobert Peche und in die Fachklasse für Metall von Josef Hoffmann.
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