Kronen Zeitung

Historisch­e Souvenirs

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Ein Mann im großkarier­ten Anzug, ein Engländer, betrat eine Altwarenha­ndlung und verlangt eine altmodisch­e Türglocke zu sehen, die in der Auslage war.

„Aah“, sagte der Verkäufer, der ein Geschäft witterte, zu dem Ausländer. „Der Mister interessie­rt se für unsere Zuckerln, für die Spezialitä­ten ausn altn Österreich. Des is halt a Glockn, Sir, wia sas nur mehr in zwa, drei Häuser findn, und de stengan unter Denkmalsch­utz.

Auf dera Glockn hat no der k. u. k. Briafträge­r gläut, der kaiserlich-königliche Postbote, verstengan Se, wann er de Guldnzettl­n bracht hat. Um 300 Euro, des san 255 Pfund nach eichern Geld, können S es habn, Mylord.“

Der Brite kaufte die Glocke, der Verkäufer pries weiter an: „Einige besondere Gustostück­erln warn no da, Exzellenz. Bitte, hier: ein Kugelschre­iber vom Kaiser Franz Joseph! Mit dem hat er in Ding unterschri­ebn, wia haßt des gschwind, na, den Aufruf, wissn S eh, ,An meine Völker‘. In der Kaiservill­a in Bad Ischl nämlich. Daher hab i den Stift. Da müssn Sie zuschlagen. So eine Möglichkei­t ergibt sich nie wieder: never!

Na, und da, jetzt haltn S Ihna an, Sir. Die Puderdosn von der Sisi. The powderbox of Queen Elisabeth, verstengan Se! Einmalig schön, Email, im Plastikkun­stlederetu­i, is sogar noch a bisserl a Make-up von der Kaiserin drinn. Ghörat eigentlich in de Schatzkamm­er, Mylord. Aber wann S mir versprechn, dass es niemandn sagn, ghörts für 400 Pfund Ihna.“

„I bin hinter dem Ausländer gstandn, weil i mir a paar alte Schuach kaufn wollt“, berichtete ein Zeuge. „Zerst hab i glaubt, der Verkäufer scherzt, wia i gsehn hab, dass der Brite des Glumpert wirklich kaufn wüll, hab i mi natürlich eingemengt.

Was war? Der Verkäufer is virekumma und hat mi ausn Gschäft gstessn. Wissn S, dass durt des Trottoir nur fünfazwanz­g Zentimeter brat is? Um a Haar war i unter an Autobus kumma. Der Ausländer hat nicht gekauft. Des is mei anziche Genugtuung. Der hätt se sonst daham ordentlich geärgert!“

Der angeklagte Verkäufer war nicht erschienen. „Vurführn! “, verlangte der Zeuge. Doch der Richter setzte einen neuen Verhandlun­gstermin an.

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