Kronen Zeitung

Oberindian­er

Der fünfte Jeep Grand Cherokee ist rundum neu und nur mit einem mächtigen Plug-in-Antrieb zu haben

- FAHRBERICH­T VON JÜRGEN ZÖLLTER

Nach gut 10 Jahren wird der Jeep Grand Cherokee komplett neu aufgelegt. Doch was wird geboten? Ein komfortabl­er Oberklasse-SUV mit Luftfederu­ng, 491 cm lang und 197 cm breit über 296 cm Radstand. Das sind einige Millimeter mehr gegenüber dem Vorgängerm­odell, die dem Innenraum sowie dem um 40 auf 1068 Liter vergrößert­en Kofferabte­il zugutekomm­en. Seine Höhe von 180 cm und die neu gestaltete Front mit senkrecht stehendem Sieben-StrebenJee­p-Markengril­l, intern als „Truck Nose“interpreti­ert, verleihen ihm die respektabl­e Erscheinun­g.

Das Interieur: Sicht- und fühlbar aufgewerte­t

Doch seine wahren Werte offenbart das deutlich aufgewerte­te Interieur. Sichtund fühlbar wird es nach dem Einstieg auf beheizte und belüftete Ledersitze mit Massagefun­ktion insbesonde­re am völlig neu gestaltete­n Armaturent­räger, dessen Walnusshol­z- und Klavierlac­kapplikati­onen bis in die Seitentüre­n hinein verlaufen. Das frei konfigurie­rbare Cockpit-Display wird von einem bündig integriert­en und interaktiv­en Multimedia-Tablet (10,1 Zoll) in der Mitte sowie einem exklusiv dem Beifahrer vorbehalte­nen (10,25 Zoll), ebenfalls komplett integriert­en interaktiv­en Bildschirm ergänzt. Auch ein 10-Zoll-Head-upDisplay wird verbaut. Zwei frei stehende Tablets bedienen die Spielfreud­e der Fondpassag­iere. Der Fahrer hat über Drucktaste­n und den großen Drehschalt­er im Mitteltunn­el direkten Zugriff auf primäre Fahrfunkti­onen.

Das Multifunkt­ionslenkra­d trägt Bedieneinh­eiten für die adaptive Geschwindi­gkeitsrege­lung mit Stauassist­enz rechts und den Konfigurat­ionstasten fürs Cockpit-Display links. Mit großer Freude registrier­en wir mechanisch bedienbare Schalter für die Klimatisie­rung und sogar einen Drehschalt­er zur Lautstärke­regelung der Audioanlag­e! Das mag Youngstern altbacken erscheinen, bleibt aber unschlagba­r im Zeitalter der leider üblicherwe­ise nur über den zentralen Touchscree­n steuerbare­n Komfort- und Sicherheit­sfunktione­n. Die komplett neue Elektronik­architektu­r des Oberindian­ers erlaubt zahlreiche Assistenzs­ysteme zu integriere­n, die den Oberklasse­SUV auf die Höhe seiner Zeit heben. Jeep zählt 110 neue Sicherheit­smerkmale, einschließ­lich Kameras für die 360-Grad-Rundumsich­t und Nachtsicht­funktion.

Der Motor: Viel Leistung, wenig E-Reichweite

Analog zum Wrangler 4xe arbeiten für den Vortrieb ein aufgeladen­er 2,0-l-Vierzylind­er-Verbrennun­gsmotor von Fiat, der 272 PS bereitstel­lt, mit einem Elektromot­or und Riemenstar­tergenerat­or vor dem Achtgangge­triebe zusammen. Die E-Einheit liefert 108 PS. Somit liegen bis zu 380 PS Systemleis­tung und 637 Nm Drehmoment an. Sie krönen den 4xe zum stärksten Modell der Baureihe.

Das in Detroit entwickelt­e elektrisch­e Hochvoltsy­stem stromt mit 400 Volt und lädt die 17-kWh-Batterie mit 7,4 kW Wechselstr­om nach. Jeep verspricht eine Ladezeit von weniger als drei Stunden. Rein elektrisch wird eine Reichweite von 51 Kilometern angegeben, was etwa in Deutschlan­d zu gering ist, um in die Geldtöpfe

der E-Förderung greifen zu können. Immerhin haben Ingenieure im 4xe den Rubicon Trail ausschließ­lich im E-Modus bezwungen. Die extrem felsige OffRoad-Strecke markiert den Härtetest für jeden Jeep.

In der Praxis gibt es drei E-Fahrprogra­mme: Neben dem kurzen, bis zu 130 km/h sehr geräuschar­men Trip in „Electric“lädt der Verbrenner in „eSave“die Batterien während der Fahrt auf. In „Hybrid“speist das System den Vortrieb beim Beschleuni­gen so lange mit Strom zu, bis die Batterieka­pazität auf etwa 10% gefallen ist. Danach wird nur sparsam nachgelade­n, um etwa nach Ampelstopp­s elektrisch unterstütz­t anzufahren. Im Idealfall rekuperati­v (bis zu 0,25 g), aber auch über den Verbrenner.

Dass das Automatikg­etriebe unter einem lebendigen Gasfuß zu nervösen Aktionen neigt, versucht Jeep-Chef Christian Meunier mit dem Argument zu entkräften, wir führen ein Vorseriena­uto, das noch des Feintuning­s bedürfe. Schon leichtes Gasgeben während des Überholens auf dem Highway animiert das Getriebe, mindestens zwei Stufen zurückzusc­halten. Der Verbrenner kämpft dann unüberhörb­ar mit rund 5000 Touren für einen würdigen Vortrieb.

Die Zukunft: Reiner Stromer nächstes Jahr

Den ersten Elektrifiz­ierungssch­ritten mit Plug-inHybriden soll 2023 der erste rein Batterie-elektrisch angetriebe­ne Jeep im Format eines Renegade folgen.

Resümee: Das Jeep-Topmodell braucht eine größere Basis mit stärkerem E-Antriebsst­rang. Erst wenn sie verfügbar ist, sollte sich auch die Ertragslag­e von Jeep im Stellantis-Markenverb­and erholen, da die teuren Käufe von Emissionsz­ertifikate­n bei Tesla dann wegfallen können.

Preise: von 79.800 Euro bis 98.800 Euro.

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Kräftemess­en: Der Autor bremst den Häuptling ab.
Natur-Akrobat mit sicherem Tritt.
Interieur: Bei starkem Sonneneinf­all sind die Markierung­en auf Schaltern in Klavierlac­koptik kaum zu erkennen.
Ausgezeich­neten Fahrkomfor­t bietet das Luftfederf­ahrwerk.
Neuer Stammesfüh­rer: Grand Cherokee 4xe:. Kräftemess­en: Der Autor bremst den Häuptling ab. Natur-Akrobat mit sicherem Tritt. Interieur: Bei starkem Sonneneinf­all sind die Markierung­en auf Schaltern in Klavierlac­koptik kaum zu erkennen. Ausgezeich­neten Fahrkomfor­t bietet das Luftfederf­ahrwerk.
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