Oberindianer
Der fünfte Jeep Grand Cherokee ist rundum neu und nur mit einem mächtigen Plug-in-Antrieb zu haben
Nach gut 10 Jahren wird der Jeep Grand Cherokee komplett neu aufgelegt. Doch was wird geboten? Ein komfortabler Oberklasse-SUV mit Luftfederung, 491 cm lang und 197 cm breit über 296 cm Radstand. Das sind einige Millimeter mehr gegenüber dem Vorgängermodell, die dem Innenraum sowie dem um 40 auf 1068 Liter vergrößerten Kofferabteil zugutekommen. Seine Höhe von 180 cm und die neu gestaltete Front mit senkrecht stehendem Sieben-StrebenJeep-Markengrill, intern als „Truck Nose“interpretiert, verleihen ihm die respektable Erscheinung.
Das Interieur: Sicht- und fühlbar aufgewertet
Doch seine wahren Werte offenbart das deutlich aufgewertete Interieur. Sichtund fühlbar wird es nach dem Einstieg auf beheizte und belüftete Ledersitze mit Massagefunktion insbesondere am völlig neu gestalteten Armaturenträger, dessen Walnussholz- und Klavierlackapplikationen bis in die Seitentüren hinein verlaufen. Das frei konfigurierbare Cockpit-Display wird von einem bündig integrierten und interaktiven Multimedia-Tablet (10,1 Zoll) in der Mitte sowie einem exklusiv dem Beifahrer vorbehaltenen (10,25 Zoll), ebenfalls komplett integrierten interaktiven Bildschirm ergänzt. Auch ein 10-Zoll-Head-upDisplay wird verbaut. Zwei frei stehende Tablets bedienen die Spielfreude der Fondpassagiere. Der Fahrer hat über Drucktasten und den großen Drehschalter im Mitteltunnel direkten Zugriff auf primäre Fahrfunktionen.
Das Multifunktionslenkrad trägt Bedieneinheiten für die adaptive Geschwindigkeitsregelung mit Stauassistenz rechts und den Konfigurationstasten fürs Cockpit-Display links. Mit großer Freude registrieren wir mechanisch bedienbare Schalter für die Klimatisierung und sogar einen Drehschalter zur Lautstärkeregelung der Audioanlage! Das mag Youngstern altbacken erscheinen, bleibt aber unschlagbar im Zeitalter der leider üblicherweise nur über den zentralen Touchscreen steuerbaren Komfort- und Sicherheitsfunktionen. Die komplett neue Elektronikarchitektur des Oberindianers erlaubt zahlreiche Assistenzsysteme zu integrieren, die den OberklasseSUV auf die Höhe seiner Zeit heben. Jeep zählt 110 neue Sicherheitsmerkmale, einschließlich Kameras für die 360-Grad-Rundumsicht und Nachtsichtfunktion.
Der Motor: Viel Leistung, wenig E-Reichweite
Analog zum Wrangler 4xe arbeiten für den Vortrieb ein aufgeladener 2,0-l-Vierzylinder-Verbrennungsmotor von Fiat, der 272 PS bereitstellt, mit einem Elektromotor und Riemenstartergenerator vor dem Achtganggetriebe zusammen. Die E-Einheit liefert 108 PS. Somit liegen bis zu 380 PS Systemleistung und 637 Nm Drehmoment an. Sie krönen den 4xe zum stärksten Modell der Baureihe.
Das in Detroit entwickelte elektrische Hochvoltsystem stromt mit 400 Volt und lädt die 17-kWh-Batterie mit 7,4 kW Wechselstrom nach. Jeep verspricht eine Ladezeit von weniger als drei Stunden. Rein elektrisch wird eine Reichweite von 51 Kilometern angegeben, was etwa in Deutschland zu gering ist, um in die Geldtöpfe
der E-Förderung greifen zu können. Immerhin haben Ingenieure im 4xe den Rubicon Trail ausschließlich im E-Modus bezwungen. Die extrem felsige OffRoad-Strecke markiert den Härtetest für jeden Jeep.
In der Praxis gibt es drei E-Fahrprogramme: Neben dem kurzen, bis zu 130 km/h sehr geräuscharmen Trip in „Electric“lädt der Verbrenner in „eSave“die Batterien während der Fahrt auf. In „Hybrid“speist das System den Vortrieb beim Beschleunigen so lange mit Strom zu, bis die Batteriekapazität auf etwa 10% gefallen ist. Danach wird nur sparsam nachgeladen, um etwa nach Ampelstopps elektrisch unterstützt anzufahren. Im Idealfall rekuperativ (bis zu 0,25 g), aber auch über den Verbrenner.
Dass das Automatikgetriebe unter einem lebendigen Gasfuß zu nervösen Aktionen neigt, versucht Jeep-Chef Christian Meunier mit dem Argument zu entkräften, wir führen ein Vorserienauto, das noch des Feintunings bedürfe. Schon leichtes Gasgeben während des Überholens auf dem Highway animiert das Getriebe, mindestens zwei Stufen zurückzuschalten. Der Verbrenner kämpft dann unüberhörbar mit rund 5000 Touren für einen würdigen Vortrieb.
Die Zukunft: Reiner Stromer nächstes Jahr
Den ersten Elektrifizierungsschritten mit Plug-inHybriden soll 2023 der erste rein Batterie-elektrisch angetriebene Jeep im Format eines Renegade folgen.
Resümee: Das Jeep-Topmodell braucht eine größere Basis mit stärkerem E-Antriebsstrang. Erst wenn sie verfügbar ist, sollte sich auch die Ertragslage von Jeep im Stellantis-Markenverband erholen, da die teuren Käufe von Emissionszertifikaten bei Tesla dann wegfallen können.
Preise: von 79.800 Euro bis 98.800 Euro.