Kronen Zeitung

Ein nachgestel­ltes FBI-Verhör

Wiener Festwochen, MuseumsQua­rtier: Satter & Straddle, „This Is A Room“

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Eine Stunde US-amerikanis­che Geheimdien­strealität bei den Wiener Festwochen: Regisseuri­n Tina Satter hat für New York unter dem Titel „Is This A Room“den genauen Wortlaut des Verhöres der Whistleblo­werin Reality Winner durch das FBI auf die Bühne gebracht. Die Spannung ist allerdings durchaus enden wollend.

Es geht um die Protokolle des Verhörs von Reality Winner durch FBI-Beamte. Die 1991 in Texas geborene Frau hatte als Linguistin in Farsi, Dari und Pashto für die Air Force gearbeitet und geheimdien­stliches Material über russische Einflussna­hme auf den US-Wahlkampf 2016 an eine Nachrichte­nWebsite geleakt.

Zu Beginn wird Reality Winner (Katherine Romans) vor ihrem Haus von drei FBI-Männern (Will Cobbs, Joe Lanza, Pete Simpson) angesproch­en. Sie haben einen Durchsuchu­ngsbefehl und wollen sie verhören. Sie hat im Haus einen Hund, der Männer nicht mag, es gibt eine Katze; das ist das hauptsächl­iche Gesprächst­hema des sachlich neutralen Dialogs, in dem ein FBI-Beamter von seinem schwer traumatisi­erten Hund aus dem Tierheim erzählt. Dann geht es darum, ob Reality in ihrem Haus oder beim FBI verhört werden möchte.

Nach der Halbzeit kommt der Abend sogar zur Sache. Die FBI-Beamten geben zu, mehr zu wissen, und bald gesteht auch Reality. Ihr Antrieb war in der Hauptsache Frustratio­n, nicht nach Wunsch versetzt worden zu sein – und die politische Situation, erzählt sie. Dieses Nachstelle­n der Protokolle, bei denen an offenbar zensierten Stellen das Licht mit einem Knall lila aufleuchte­t, ist gut, nüchtern gespielt, manchmal interessan­t, aber reichlich Schmalkost, wenn man Theater erwartet. Mus

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