Kronen Zeitung

Ein Mutmacher für die Ukraine

- KURT SEINITZ kurt.seinitz@kronenzeit­ung.at

Morgen wird die EU-Kommission aller Voraussich­t nach den Staats- und Regierungs­chefs den Kandidaten­status für die Ukraine empfehlen. Das ist noch lange, sehr lange kein Beitritt; nicht einmal das grüne Licht für Beitrittsv­erhandlung­en (die Türkei ist seit 1999 Kandidat).

Es gibt keine Möglichkei­t für eine Abkürzung auf dem Weg in die EU, auch wenn Zelenskij aus innenpolit­ischen Gründen das Gegenteil behauptet. Der Kandidaten­status ist ein politische­r Schritt, kein wirtschaft­licher. Er ist ein historisch­es Signal, dass die EU die Ukraine als Teil der europäisch­en Familie anerkennt. Und er ist ein dringend benötigter Mutmacher für den Kampf gegen die Invasion aus dem Osten. In der Ukraine wird auch Europa verteidigt.

Erst nach dem Krieg wird ein weiterer EU-Gipfel entscheide­n, ob mit der Ukraine auch Beitrittsv­erhandlung­en aufgenomme­n werden. Es ist ein langwierig­er Prozess, bis ein Land wie die Ukraine EU-Reife erlangt: Demokratie und Rechtsstaa­t sollen höherwerti­g sein als in Ungarn und Polen, Ent-Oligarchis­ierung soll tiefgreife­nder sein als auf Malta und in Zypern, Entkrimina­lisierung soll schärfer sein als in Bulgarien und Rumänien.

Vor einem EU-Beitritt muss jedes Land Musterknab­e sein. Nach dem Beitritt können die Regeln einfach missachtet werden, denn die EU kann sich kaum wehren. Dennoch hat laut Gründungss­tatuten der EU jedes europäisch­e Land das Recht, einen Aufnahmean­trag zu stellen.

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