Zeitgenossen nach vorne
Alljährlich treffen sich im schweizerischen Basel kunstsinnige Menschen – Händler, Galeristen, Sammler, Kunstinteressierte oder solche, die sich den Anschein geben.
Die Messe entwickelte sich in den letzten zwanzig Jahren zum wichtigen Gradmesser des Milliardenmarktes Kunst. Auch Corona, Krieg und Energiekrise konnten ihm nichts anheben, Russen bleiben jetzt allerdings aus.
Die Gegenwartskunst, Contemporary Art, steht ganz vorne, alte Meister und Vertreter der klassischen Moderne, Klimt und Schiele, sieht man weniger. Das spiegeln auch die Preise wider, Basquiat oder Warhol erzielen Rekorde, Tizian, Tintoretto & Co. geraten in den Hintergrund.
Die Art Basel teilt sich in mehrere Bereiche: Im ersten Stock sind die etablierten Namen, wie Rauschenberg, Prince, Bacon, Fontana, Twombly, Giacometti, Judd, Uecker, Dubuffet, Richter, der Österreicher Arnulf Rainer. Die Werke des kürzlich verstorbenen Hermann Nitsch findet man noch nicht. Die englische Pace Gallery vertritt seine 1,8-Millionen-Skulptur aus Flaschen-Verschlüssen (2022): El Anatsui, Ghana.
Arbeiten, der Nachlass wird noch geregelt. Platzhirsche unter den Galerien sind, allen voran Gagosian, dann Hauser & Wirth, Zwirner, auch der Österreicher Thaddäus Ropac gehört dazu. Die Wiener Galerie Krinzinger mischt erfolgreich mit. Auf der Unlimited im zweiten Stock sieht man weniger bekannte Namen, die dennoch hohe Preise zu erzielen versuchen, wie den aus Afrika stammenden El Anatsui, der aus Flaschenstöpseln ein Kunstgebilde „recycelte“– 1,8 Millionen Euro werden verlangt.
Auffallend ist, dass junge Künstler oft grelle Farben und schreiende, an Computerspiele erinnernde Motive verwendet haben. Ein Kenner der Szene analysiert, dass dies dem Internet geschuldet sei. Sammler werden immer jünger, Internet-Millionäre, aber auch Künstler sind in der „TikTok“-, „Snapchat“-Welt groß geworden. Das hat ihr Kunstempfinden beeinflusst: Auf dem Kunstmarkt geht die Digitalisierung nicht vorbei, nicht am Empfinden der Kunst und nicht an ihrer Verbreitung.
Die durch Bitcoins bekannte Blockchain-Technologie macht Kunst digital handelbar. Die langen Warte-Schlangen vor den Eingängen der Art Basel zeigen jedoch, dass der direkte Kontakt mit der Kunst wohl noch länger den Bildschirmen vorgezogen werden wird.