Wunschdenken
In Deutschland gibt es auf höchster politischer Ebene den mit beklemmender Intensität geführten Streit zwischen der „Denkschule“, die stets erklärt, die Ukraine müsse im Krieg gegen Russland „siegen“, Putin müsse „verlieren“, und jenen, die „nur“erklären, die Ukraine dürfe den Krieg gegen Russland „nicht verlieren“, Putin dürfe „nicht gewinnen“.
Haarspalterei, könnte man sagen, und irgendwie lächerlich angesichts der Brutalität, mit der dieser Krieg geführt wird. Angesichts der Hunderten Menschen, die täglich ihr Leben verlieren oder zu Krüppeln werden. Für die es kein „Siegen“oder „Verlieren“mehr gibt, weil sie bereits alles gegeben haben. Dennoch ist es Wunschdenken, wenn man darauf hofft, dieser Krieg könne bald vorüber sein, Putin könnte schon bald „verloren“oder zumindest „nicht gewonnen“haben. Der Machthaber im Kreml wird so bald nicht aufgeben. Es läuft zurzeit auf dem Schlachtfeld auch gar nicht so schlecht für Russland.
Doch davon abgesehen hat Putin ein Kriegsziel bereits erreicht: Er hat die Ukraine in ihrer bisherigen Form zerstört. Zu glauben, er wird sich wieder zurückziehen, ist ebenfalls reines Wunschdenken.
Für Putin ist der Krieg in der Ukraine in Wahrheit ein Stellvertreterkrieg gegen den Westen, von dem er sich seit 30 Jahren nicht ernstgenommen fühlt. Putin hat diesen Krieg begonnen, um die Ukraine dem westlichen Zugriff zu entreißen. Ein Ende des Krieges ist daher auf absehbare Zeit kaum in Sicht. Außer Putin ist wirklich sterbenskrank, wie es so oft heißt. Aber das ist wohl ebenfalls Wunschdenken.