Putin: „Westen sieht uns als Menschen zweiter Klasse“
St. Petersburg. Kremlchef Wladimir Putin attackierte in seiner Rede beim Wirtschaftsforum den Westen scharf
Russlands Präsident Wladimir Putin ritt scharfe Angriffe gegen den Westen bei seiner 73-minütigen Rede auf dem Wirtschaftsforum von St. Petersburg. Die Rede des Kremlchefs musste wegen eines Hackerangriffs um über eine Stunde verschoben werden.
Putin warf dem Westen vor, andere Länder wie Kolonien zu behandeln. „Sie glauben, es gibt einen erlauchten Kreis, und der Rest der Welt ist ihr Hinterhof. Sie sehen uns als Menschen zweiter Klasse.“Die unipolare Weltordnung, wie sie vor allem die USA gerne
hätten, sei vorbei. Es gebe nun neue, starke Zentren, die ihre Wirtschaft und ihre nationalen Interessen verteidigen werden, so Putin.
Trotz beispielloser westlicher Sanktionen gegen Russland sieht Putin die Rohstoffgroßmacht auf einem Erfolgskurs. Die pessimistischen Prognosen des Westens hätten sich nicht bewahrheitet. „Russen sind starke Menschen, und wie schon unsere Vorfahren seit 1000 Jahren werden wir jede Herausforderung meistern.“Der wirtschaftliche Blitzkrieg gegen Russland habe keinen Erfolg gehabt, so Putin.
Der Kreml-Chef wies eine von Russland ausgehende Gefahr eines Atomkriegs zurück. „Wir bedrohen nichts, aber alle sollen wissen, was wir haben und was wir einsetzen werden, um unsere Souveränität zu schützen.“
⧁ VEREINBARUNGEN Nach Verhandlungen fast rund um die Uhr haben die 164 Mitgliedsländer der Welthandelsorganisation erstmals seit Jahren wieder Abkommen unter Dach und Fach gebracht. Sie einigten sich unter anderem auf Vereinbarungen, um die Herstellung von Covid-Impfstoffen in mehr Ländern zu ermöglichen und um Subventionen für illegale und unregulierte Fischerei zu verbieten und damit die überfischten Bestände zu schützen. Eine geplante Vereinbarung über den Agrarhandel kam dagegen nicht zustande.
⧁ HISTORISCH Historische Zäsur in Kolumbien. Bei den Präsidentenwahlen haben die traditionellen Parteien bereits verloren, in die Stichwahl am Sonntag gehen der Ex-Guerilla-Kämpfer Gustavo Petro und der reiche Populist Rodolfo Hernandez.