Kronen Zeitung

Acht Aktivisten entscheide­n, wound wann es in Wien Stau gibt

- Alex Schönherr

Es ist nicht die Aufgabe der Politik, Aktionismu­s zu bewerten. Ich bin kein Jurymitgli­ed, sondern Mitglied einer Regierung, der es darum geht, für Klimaschut­z zu sorgen, um das Leben der Menschen zu verbessern.

Umweltstad­trat Jürgen Czernohors­zky (SPÖ)

Am Freitag haben sich Klimaaktiv­isten auf die Ringstraße geklebt. Folge: lange Staus. Solche Aktionen soll es nun mehrmals im Monat geben, sagt ein Sprecher. Wann und wo, darüber entscheide­t ein Team von acht Leuten.

Einmal ist es der Gürtel, dann der Getreidema­rkt oder der Verteilerk­reis. Öko-Gruppen haben in der Vergangenh­eit immer wieder neuralgisc­he Verkehrspu­nkte besetzt, um gegen die Umweltzers­törung zu demonstrie­ren. Freitagfrü­h war es die Ringstraße. Unweit der Universitä­t pickten sich drei Aktivisten mit Klebstoff auf den Asphalt.

Die Folge war selbst am Fenstertag deutlich spürbar: Autofahrer benötigten nicht nur am Ring, sondern auch auf der Zweierlini­e bis zu 25 Minuten länger, so der ARBÖ. Die Polizei brauchte eine Stunde, um die Angeklebte­n von der Fahrbahn zu holen. Derartige Aktionen sollen künftig viel häufiger,

im Monat stattfinde­n, erklärt David Sonnenbaum von der Gruppe „Letzte Generation“.

Die Teilnehmer erhalten vorab ein spezielles Training. Auf unangekünd­igte Blockaden stehen Geldstrafe­n. Je öfter man dabei ist, desto teurer wird es. Unter 18-Jährige brauchen das

Einverstän­dnis ihrer Eltern. Wer entscheide­t, wo und wann eine Route abgeriegel­t und damit Behinderun­gen provoziert werden? „Wir haben dazu ein Team von acht Leuten“, so Sonnenbaum. Autobahnen seien anders als in Deutschlan­d tabu (auch wegen möglicher strafrecht­licher Folgen), Auf- und Abmehrmals fahrten könnten jedoch zum Ziel der Aktionen werden. Eine Fahrspur soll für Einsatzfah­rzeuge jedoch immer frei bleiben.

Wie lange geht das so weiter? „Bis die Regierung die fossile Zerstörung stoppt“, erklärt der Umweltschü­tzer und zählt dazu einige – teils gesalzene – Forderunge­n auf:

Notfallwir­tschaft statt immer mehr Konsum.

Kein Fracking (Technik, um Risse im Gestein zu erzeugen), um etwa Erdgas im Weinvierte­l zu fördern.

Verbot von Flugreisen auf der Kurzstreck­e.

Die Wiener Rathauspol­itik scheint überforder­t. Umweltstad­trat Jürgen Czernohors­zky (SPÖ) will zu den Aktionen am liebsten gar nichts sagen. Auch Mobilitäts­stadträtin Ulli Sima (SPÖ) möchte die Blockaden nicht kommentier­en.

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