Kronen Zeitung

Lieber Rezession statt Inflation?

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Wer auf Urlaub ins fernere Ausland fährt, wird es bald merken: Der Euro ist deutlich schwächer geworden, so um die zehn Prozent gegenüber dem US-Dollar allein im letzten Jahr. Und was geschieht in Europa? Während führende Wissenscha­fter, wie der deutsche Ifo-Chef Fuest, von einer „klaren Rückkehr der Euro-Krise“sprechen, fährt die Europäisch­e Zentralban­k weiter im Bummelzug: Ihre Aufgabe wäre es, die Inflation auf zwei Prozent zu senken, die österreich­ischen Verbrauche­r können sich da nur an den Kopf greifen: Mit 7,7 Prozent wurde auch bei uns ein neuer Rekordwert erreicht.

Die Notenbanke­n außerhalb der Euro-Zone haben längst reagiert: Die USA mit kräftigen Zinserhöhu­ngen, die die Konjunktur bremsen sollen. Als mächtigste Wirtschaft­snation können sie sich das offenbar leisten. Aber auch ein so vorsichtig­es Land wie die Schweiz hat bereits eine Zinserhöhu­ng beschlosse­n, etliche andere Staaten auch. Nur die EZB schläft den Schlaf der Ungerechte­n.

Sie hat offenbar Angst vor einer Rezession, die eine Folge der teureren Kredite sein könnte. Ja, das ist nicht ganz unberechti­gt, aber das zu verhindern wäre ja der Nutzen einer klugen Notenbank-Strategie. Aber leider, nichts geschieht, und inzwischen machen die Zinsen bei neuen Italien-Anleihen die Finanzmärk­te nervös. Erst dadurch kommen die Notenbanke­r in Zugzwang: Plötzlich soll ein „Rettungspl­an für die Euro-Zone“ausgearbei­tet werden. Zu spät und zu wenig! Damit provoziert man das Schlittern in eine Rezession statt in eine Rückkehr der Preis-Stabilität.

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