Kronen Zeitung

Pandoras Büchse als Rätselkist­e

Wiener Festwochen, MAK: Marlene Monteiro Freitas

- Stefan Musil

In einer ihrer letzten Produktion­en haben die Festwochen eine Plexiglas-Zelle in die Säulenhall­e des MAK gestellt. Darin hängt, mit einem grünen T-Shirt über dem Kopf und einem Fez darauf, Choreograf­in und Performeri­n Marlene Monteiro Freitas. „Idiota“nennen sich die kommenden eineinhalb Stunden.

Die Absicht dahinter erschließt sich nicht. „Oh Mensch! Gib Acht!“, bemüht Mahler in seiner „Dritten“Nietzsche. Im MAK singt das Jessye Norman zum Performanc­eende aus den Boxen. „Die Welt ist tief, Und tiefer als der Tag gedacht. Tief ist ihr Weh.“

Marlene Monteiro Freitas formt dazu mit den Händen Menschlein, die an der Plexiglasw­and krabbeln, Halt suchen. Der Rest ist Parforce-Ritt in der Box, die als „Pandoras Büchse“gemeint ist. Wie ein liebloses Festwochen-Programm-Papierl verrät. Im Web verrät Freitas mehr: „Idiota ist eine hybride Figur, die sich unter dem Einfluss von Elpís durch Scheitern befreit.“Oder: „Idiota betritt die Vitrine, mit der Absicht, Elpís nachzuspio­nieren. Doch wie die freigelass­enen Übel ist Elpís für die Menschen nicht sicht- und hörbar.“

Elpís, die Hoffnung, war das einzig Positive in Pandoras Büchse. Monteiro Freitas gräbt sich als Mensch, Tier, Krüppel, Clown durch den Sand am Boden.

Ein extrem körperlich­es, erstaunlic­hes Rätselspie­l. Es verspricht Spannung, wenn Freitas 2023 mit einem AllStar-Senior-Cast Bergs „Lulu“bei den Festwochen inszeniert.

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Pandoras Büchse: M. Freitas

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