Putin verstehen, aber richtig!
Putinversteher – ja, die gibt es noch immer – werden nicht müde, der Ukraine die Unterwerfung zu empfehlen, „um Leben zu schonen“, meinen sie vordergründig. Tatsächlich folgen sie der Anbetung der Macht: hier Putin mit Zarenformat, dort ein TV-Komiker.
Ex-Schachweltmeister Garri Kasparow hat ein anderes Putin-Bild. Er weiß, was Strategie heißt, und spricht dem Kremlchef diese im Westen kursierende Qualifikation rundweg ab: „Putin ist kein Schachspieler, sondern ein Kartenspieler, ein Hasardeur. Er ist ein Streetfighter, der nimmt, was ihm die Gelegenheit bietet.“
Das erste Spiel, jenes um Kiew, hatte Putin verloren. Deshalb hat er die Karten neu gemischt und geht jetzt in der Ostukraine mit schwerer Artillerie nach dem altrussischen Prinzip der Feuerwalze vor. Der ukrainische Generalstab hat es ausgemessen: von Dorf zu Dorf fünf Kilometer in einer Woche und totale Zerstörung hinterlassend.
„Befreiung“durch Zerstörung: Eine solche Strategie kann man offenbar nur dem eigenen russischen Volk plausibel machen. Zu Kriegsbeginn hatte es geheißen, es sei Notwehr gegen die NATO-Faschisten. Jetzt heißt es, es geht um das Zurückgewinnen heiliger russischer Erde und Kiew könne sich ruhig dem Europa der Gay-Paraden anschließen. Fällt in Russland wirklich niemandem auf, dass sich im Kreml kein Zar-Peter-Festival, sondern ein Zar-Boris-GodunowDrama abspielt? (Das bitte googeln.)