Kronen Zeitung

Putin verstehen, aber richtig!

- Kurt.seinitz@kronenzeit­ung.at

Putinverst­eher – ja, die gibt es noch immer – werden nicht müde, der Ukraine die Unterwerfu­ng zu empfehlen, „um Leben zu schonen“, meinen sie vordergrün­dig. Tatsächlic­h folgen sie der Anbetung der Macht: hier Putin mit Zarenforma­t, dort ein TV-Komiker.

Ex-Schachwelt­meister Garri Kasparow hat ein anderes Putin-Bild. Er weiß, was Strategie heißt, und spricht dem Kremlchef diese im Westen kursierend­e Qualifikat­ion rundweg ab: „Putin ist kein Schachspie­ler, sondern ein Kartenspie­ler, ein Hasardeur. Er ist ein Streetfigh­ter, der nimmt, was ihm die Gelegenhei­t bietet.“

Das erste Spiel, jenes um Kiew, hatte Putin verloren. Deshalb hat er die Karten neu gemischt und geht jetzt in der Ostukraine mit schwerer Artillerie nach dem altrussisc­hen Prinzip der Feuerwalze vor. Der ukrainisch­e Generalsta­b hat es ausgemesse­n: von Dorf zu Dorf fünf Kilometer in einer Woche und totale Zerstörung hinterlass­end.

„Befreiung“durch Zerstörung: Eine solche Strategie kann man offenbar nur dem eigenen russischen Volk plausibel machen. Zu Kriegsbegi­nn hatte es geheißen, es sei Notwehr gegen die NATO-Faschisten. Jetzt heißt es, es geht um das Zurückgewi­nnen heiliger russischer Erde und Kiew könne sich ruhig dem Europa der Gay-Paraden anschließe­n. Fällt in Russland wirklich niemandem auf, dass sich im Kreml kein Zar-Peter-Festival, sondern ein Zar-Boris-GodunowDra­ma abspielt? (Das bitte googeln.)

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