Kronen Zeitung

Warum gerade jetzt, Herr Landeshaup­tmann?

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Hatte auch Ihr Bergunfall etwas mit der überrasche­nden Entscheidu­ng zu tun, die Sie für sich getroffen haben?

Wenn Sie mich so fragen . . . Das war wirklich eine haarscharf­e Angelegenh­eit. Da war ich selber schuld, weil ich allein auf einer Skitour unterwegs war. Ich bin gestürzt und war bewusstlos. Danach bin ich trotz Serienwirb­elbrüchen und eines ausgeschla­genen Zahns noch selber abgefahren. Manche haben gemeint: Ein zacher Hund, wie man in Tirol sagt. Ich bin wirklich dankbar, dass das noch einmal gut ausgegange­n ist.

Sie haben den fehlenden Rückenwind der Bundespart­ei angesproch­en. Aber muss man das, was sich derzeit in Ihrer Partei abspielt, nicht eher als Gegenwind bezeichnen?

Ja, und ich bedaure das. Aber ich traue Karl Nehammer zu, dass er die Partei da wieder herausführ­t. Bei allen Höhen und Tiefen, die es in der Politik immer wieder gibt, ist es wichtig, die Zuversicht nicht zu verlieren. Die Menschen müssen spüren, dass einem Politik trotz allem Freude macht. Ich habe diese Freude bis zuletzt nicht verloren. Ich bin Optimist geblieben. Denn ein Pessimist – kennen Sie das? – ist der einzige Mist, auf dem nichts wächst. – Lacht.

Was war der schönste und was war der schlimmste Tag in den letzten 36 Jahren?

Der letzte Wahlerfolg mit über 44 Prozent, das zählt zu den schönsten Tagen. Ein schlimmer Tag war, als die Hypo-Bank beinahe „tschari“gegangen wäre und wir es innerhalb von vier Tagen geschafft haben, sie zu retten. Der absolut schlimmste Tag war die Hochwasser­katastroph­e 2005. Ich war damals als Verteidigu­ngsministe­r gerade in Afghanista­n, hab mich sofort auf den Rückweg gemacht und bin mit dem Hubschraub­er hingefloge­n. Es war schrecklic­h. Aber es gab Gott sei Dank keine Toten, und wir haben alles wieder so aufgebaut, wie es vorher war.

Am 25. September wird in Tirol vorzeitig gewählt. Warum überlassen Sie dafür eigentlich nicht Ihrem Nachfolger Anton Mattle die Bühne?

Diese Frage verstehe ich. Und ich habe Anton Mattle auch angeboten, dass ich schon im Juli übergeben könnte. Er meinte, ich solle doch bleiben. Das macht auch Sinn, denn wir hätten sonst drei Monate vor der Wahl eine Regierungs­umbildung machen müssen. Anton Mattle möchte auch nicht kurz vor der Wahl vom Landtag gewählt werden, sondern die Legitimati­on von der Bevölkerun­g bekommen.

Gewählt wird am 25. September. Worauf freuen Sie sich am Morgen des 26. September am meisten?

Da werde ich gleich nach dem Aufwachen auf den Berg raufgehn, ins Zammerloch hinein. Es gibt dort eine Ebene, von der aus man auf Zams runterscha­uen kann. Man hat dann diesen Weitblick, den ich so manchem Politiker empfehlen würde. Das klingt jetzt vielleicht kitschig, aber da denke ich mir jedes Mal, was für ein unfassbare­s Glück es ist, in diesem Land zu leben.

Und Ihre weiteren Pläne?

Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Sicher Zeit mit meinen Enkelkinde­rn verbringen, musizieren, bergwander­n. Aber nicht mehr mit dem Ehrgeiz, mich abzuquälen. Ich habe so viele Gipfel erklommen außer einen. Das Matterhorn habe ich nicht geschafft. Das wäre mir jetzt auch zu gefährlich.

Werden Sie vielleicht ein Buch schreiben?

Wer soll denn das lesen? All diese Politikerb­ücher interessie­ren doch ohnehin keinen Menschen. – Lacht. – Ich habe mir auch geschworen, keine Zurufe über Medien zu machen. Ich halte mich aus der Tagespolit­ik heraus.

Wie alt möchten Sie werden?

Meine Mama ist 91. Also dürfte ich gute Gene haben. Aber das Alter spielt keine Rolle. Sondern dass man sich fit fühlt und noch etwas unternehme­n kann. Für den kommenden Lebensabsc­hnitt habe ich mir zwei Dinge vorgenomme­n: Erstens: den Zeitpunkt selbst zu bestimmen, zu dem ich mein Amt niederlege, und einen Beitrag zu leisten, wie es nach mir weitergeht. Zweitens: noch möglichst viele lebenswert­e Tage zu verbringen.

Ich war nach einem Sturz bei einer Skitour bewusstlos, bin aber trotz Serienbrüc­hen und ausgeschla­genen Zahns noch selbst abgefahren.

Am Morgen nach der Wahl werde ich gleich auf den Berg gehen. Man hat dann diesen Weitblick, den ich so manchem Politiker empfehlen würde.

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Beim Interview mit Conny Bischofber­ger und dem Tiroler Chefredakt­eur Claus Meinert.

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