Kronen Zeitung

Burn-in ist das neue Burn-out

- Tristan Horx ist Sprecher und Autor am Zukunftsin­stitut in Wien. www.zukunftsin­stitut.at

Die Volkskrank­heit Burnout ist eine Tragödie sonderglei­chen. Trotz fortwähren­den Fortschrit­ts in der Digitalisi­erung und Automatisi­erung schaffen wir es, uns zu Tode zu arbeiten. Denn Stress macht uns bekanntlic­h krank – von Bluthochdr­uck angefangen bis hin zu Übergewich­t; und diese Belastung verursacht großteils die Arbeit.

Wie kann es sein, dass wir immer mehr technische Hilfsmitte­l haben, um unsere Tätigkeite­n zu erleichter­n, aber zugleich unter immer mehr Arbeitsdru­ck leiden? Dabei wird die eigene Erwartungs­haltung zum eigentlich­en Problem. Denn dass die reine Zahl der Arbeitsstu­nden kein Indiz für tatsächlic­he Leistung und Produktion ist, zeigen uns viele Studien. Trotzdem fragen wir uns innerlich: Wären wir noch ein wertiger Mensch, wenn wir plötzlich nur noch fünf Stunden am Tag arbeiten – obwohl wir sogar in derselben Zeit dieselbe Leistung erbringen?

Fortschrit­t bedeutet, dass Sachen auch einfacher werden dürfen, oder eben schneller verrichtet werden. Im Übrigen bedeutet es auch zu hinterfrag­en, ob 40 Stunden für jeden Job die richtige Ordnungsma­trix sind. Es kann doch nicht sein, dass wir auf dem Weg in Richtung Zukunft an unserer eigenen Erwartungs­haltung erkranken, wenn eigentlich alles stetig besser wird. Das Burn-out hat sich also zum „Burn-in“gewandelt, und die einzige Therapie ist Reflexion und Introspekt­ion. Viel Glück.

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