Kronen Zeitung

Das war Rache der Gelbwesten!

- Kurt.seinitz@kronenzeit­ung.at

Emmanuel Macron, genannt „Jupiter“, hat sein Waterloo erlebt; geschlagen an den Wahlurnen von den Gelbwesten „in Zivil“. Er hatte den Aufstand der Wutbürger vergessen machen wollen, indem er ein paar Wochenende­n Hände schütteln ging. Doch er blieb unnahbar und ungeliebt. An seinem Stil der Abgehobenh­eit und dadurch am Scheitern seines Verspreche­ns, die französisc­he Krankheit der Reformmüdi­gkeit zu heilen, hat sich nichts geändert. Er kann nicht überzeugen. „Steig vom Olymp herab!“, rief ihm der ultralinke Volkstribu­n Mélenchon zu: „Das Volk hat seine Geduld verloren!“

Schuld an der inneren Blockade Frankreich­s trägt auch das Wahlsystem. Das Debakel zeichnete sich schon bei der Präsidente­nwahl ab. Macron ist ein Minderheit­s-Präsident noch ärger als Trump. 87 Prozent der Wahlberech­tigten hatten Macron nicht gewählt und der Rest gezwungene­rmaßen nur deshalb, um Le Pen zu verhindern.

Natürlich ist ein Präsident Macron allemal noch besser als Mélenchon oder Le Pen. Aber ein anderes Wahlsystem würde es gar nicht so weit kommen lassen. Das jetzige zerquetsch­t das bürgerlich­e Lager und trägt zur Entfremdun­g zwischen Volk und Politik bei. Wenn Macron in seiner zweiten und letzten Amtszeit eine gute Tat vollbringe­n will und mit Aussicht auf Erfolg, dann lässt er das Wahlrecht reformiere­n.

Wie auch immer: Dieser 19. Juni hat Frankreich schon jetzt verändert.

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