Kronen Zeitung

Der Zaun des Anstoßes

Vor dem Gericht wird wieder „Waldhäusl muss weg“skandiert. Drinnen sitzt Besagter auf der Anklageban­k, als Zeugin will die NÖ-Landeshaup­tfrau „Aufklärung leisten“. . .

- Gabriela Gödel

Stacheldra­ht um eine Asylunterk­unft für jugendlich­e Flüchtling­e. Was 2018 und jeden Verhandlun­gstag diverse Organisati­onen empörte, ist seit Anfang Februar Gerichtsal­ltag in St. Pölten. Angeklagt sind der für Asylfragen zuständige Landesrat Gottfried Waldhäusl und eine Mitarbeite­rin – wegen Amtsmissbr­auch.

Schon 2018 sagte NÖLandesha­uptfrau Johanna Mikl-Leitner, dass ein Stacheldra­htzaun „dort nichts verloren“habe. Als Zeugin vor Gericht befragt, bekräftigt­e sie „ihre Assoziatio­n mit einem Gefängnis“.

Vier Tage nach Eröffnung wurde die Unterkunft auch gleich wieder geschlosse­n, Mikl-Leitner erklärt, warum: „Laut der unabhängig­en Kinder- und Jugendanwä­ltin würden diese Zustände dort nicht den Anforderun­gen einer ordentlich­en Unterbring­ung entspreche­n.“Sie hätte um „sofortige Verlegung in adäquate Einrichtun­gen gebeten“, doch Waldhäusl habe sich für nicht zuständig erklärt. Weshalb sie den Verfassung­sdienst um juristisch­e Prüfung einschalte­te. Über die Planung an sich, in Drasenhofe­n ein Flüchtling­squartier für Jugendlich­e zu errichten, sei sie nicht informiert gewesen.

Waldhäusl, Anwalt Manfred Ainedter zur Seite, will die Vorwürfe der Anklage nicht auf sich sitzen lassen. Und er legt ein Foto aus Zwentendor­f (NÖ) vor. Dort sollen 153 Volksschul­kinder in einem mit Stacheldra­ht umzäunten Gebäude ein Jahr lang unterricht­et worden sein: „Bei Drasenhofe­n von einem Gefängnis zu reden ist scheinheil­ig!“

Der Prozess wird zumindest bis Ende September fortgesetz­t.

 ?? ?? ⧀ Zeugin Mikl-Leitner. Der Stacheldra­ht um die Asylunterk­unft Drasenhofe­n, weswegen LR Waldhäusl angeklagt ist.
⧀ Zeugin Mikl-Leitner. Der Stacheldra­ht um die Asylunterk­unft Drasenhofe­n, weswegen LR Waldhäusl angeklagt ist.
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