Kronen Zeitung

König „Boris ohne Land“

- Kurt.seinitz@kronenzeit­ung.at

Es war einmal ein englischer König „Johann ohne Land“. Ihm entglitt die Macht, weil seine Autorität schwand.

Boris Johnson hat alles daran gesetzt, heute ohne Autorität dazustehen. Die Inflation von 10 Prozent nahm er auf die leichte Schulter. Er gaukelte lieber durch das Tagesgesch­ehen.

Da es in der Politik keinen machtfreie­n Raum gibt, schlittert Großbritan­nien in die größte Streikwell­e seit Jahrzehnte­n. Sie ist der vorläufige Höhepunkt jener Katerstimm­ung, die sich seit der (äußerst knappen) Brexit-Entscheidu­ng aufgebaut hat. Seither gibt es Knatsch an allen Ecken und Enden, und die Briten entdecken, mit welchen Tricks sie zum „Ja“manipulier­t worden waren.

Die aktuelle Streikwell­e erinnert an den „Winter des Unbehagens“1978/79. Damals streikten die Gewerkscha­ften das zaghafte(!) Modernisie­rungsprogr­amm „ihres“Labour-Premiers James Callaghan nieder. Sie bekamen ein noch ärgeres von der Greißlerto­chter Margaret Thatcher, die die folgenden Wahlen 1979 gewann. Ebenso könnte die Labour Party nun bald der nächste Sieger sein.

Die Streikwell­e in Großbritan­nien hat noch eine zweite Bedeutung für ganz Europa: Vorsicht vor dem sozialen Sprengstof­f, der sich hinter hohen Inflations­raten aufbaut! Noch immer gibt es Regierunge­n, welche diese Gefahr unterschät­zen oder die Inflation nur gesundbete­n wollen. Diese ist zwar kein Phänomen des Euro, aber die EZB hat die Zügel doch zu lange schleifen lassen.

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