Kronen Zeitung

„Einbruch ist wie eine Verletzung“

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Frau Schirl, als Therapeuti­n wissen Sie, wie es Einbruchso­pfern geht. Was passiert mit einem nach der Tat?

Das hängt von der jeweiligen Persönlich­keit und der Schwere des Einbruchs ab. Zwei Drittel werden danach von Ängsten und Unsicherhe­it begleitet. Wenn ins Haus eingebroch­en wird, ist das wie eine Verletzung an uns selbst. Das Haus ist unsere Schutzhüll­e, unsere zweite Haut.

Welche psychische­n Folgen beobachten Sie?

Albträume, Schlafstör­ungen, Kopfschmer­zen, Durchfall, bis hin zu Grübelzwan­g: Was wäre, wenn? Im schlimmste­n Fall plagen Opfer Schuldgefü­hle für den Einbruch. Weil sie etwa ein Fenster offen gelassen haben. Die muss man ihnen nehmen, Opfer haben nie Schuld an einem Verbrechen. Dazu kommen posttrauma­tische Belastunge­n wie Kontrollzw­änge. Manche verlassen das Haus gar nicht mehr, fahren auch nicht mehr in den Urlaub.

Gibt es viele, die nach der Tat übersiedel­n?

Ich habe keine Zahlen dazu, aber nein, das macht nicht jeder. Viele ergreifen allerdings recht teure Sicherheit­smaßnahmen.

Was raten Sie Opfern?

Wenden Sie sich an den Weißen Ring als Opferschut­zhilfe. Eine Therapie hilft besser als Gespräche mit dem Umfeld. Man muss verhindern, dass sich Patienten ein eigenes Gefängnis zimmern.

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