Die Korridore der Macht
Der Druck muss enorm gewesen sein, dennoch haben die Männer, die derzeit vor dem Untersuchungsausschuss zum Sturm auf den US-Kongress am 6. Jänner 2021 als Zeugen aussagen, sich widersetzt. Niemand Geringerem als Donald Trump. Damals Präsident der USA und noch dazu ein republikanischer Parteifreund.
Trumps Ansinnen an die hohen republikanischen Funktionäre in den Bundesstaaten Georgia und Arizona, deren Wahlergebnisse entscheidend dazu beigetragen haben, dass der amtierende Präsident gegen seinen Herausforderer Joe Biden verloren hat, war so simpel wie illegal: Dreht das Wahlergebnis um! Egal, wie ihr das anstellt!
Doch sowohl der Staatssekretär aus Georgia als auch der Vorsitzende des Repräsentantenhauses in Arizona weigerten sich, für Trump Gesetze zu brechen. Denn die mehrfachen Zählungen der Stimmen seien korrekt gewesen. Genau so erzählten sie das jetzt vor dem U-Ausschuss in Washington.
Und sie berichten auch von den Folgen: Sie und ihre Familien seien bedroht worden. Es sei sehr beunruhigend gewesen. Vor dem Haus des Politikers aus Arizona seien jede Woche Protestierende aufmarschiert, hätten ihn als pädophil, pervers und korrupt beschimpft, ihn bedroht und die ganze Nachbarschaft terrorisiert. Am 6. Jänner folgte dann der Sturm auf das Kapitol mit vielen Verletzten und mehreren Todesopfern.
Die Zeitung „Boston Globe“fordert jetzt: „Trump muss vor Gericht“. Sonst würde eine künftige Regierung dazu ermutigt, „nur noch rücksichtsloser gegen Gesetze zu verstoßen“. Schließlich habe es keine Konsequenzen, „wenn man das Gesetz bricht, solange man in den Korridoren der Macht arbeitet“.