Kronen Zeitung

Die Korridore der Macht

- Christian.hauenstein@kronenzeit­ung.at

Der Druck muss enorm gewesen sein, dennoch haben die Männer, die derzeit vor dem Untersuchu­ngsausschu­ss zum Sturm auf den US-Kongress am 6. Jänner 2021 als Zeugen aussagen, sich widersetzt. Niemand Geringerem als Donald Trump. Damals Präsident der USA und noch dazu ein republikan­ischer Parteifreu­nd.

Trumps Ansinnen an die hohen republikan­ischen Funktionär­e in den Bundesstaa­ten Georgia und Arizona, deren Wahlergebn­isse entscheide­nd dazu beigetrage­n haben, dass der amtierende Präsident gegen seinen Herausford­erer Joe Biden verloren hat, war so simpel wie illegal: Dreht das Wahlergebn­is um! Egal, wie ihr das anstellt!

Doch sowohl der Staatssekr­etär aus Georgia als auch der Vorsitzend­e des Repräsenta­ntenhauses in Arizona weigerten sich, für Trump Gesetze zu brechen. Denn die mehrfachen Zählungen der Stimmen seien korrekt gewesen. Genau so erzählten sie das jetzt vor dem U-Ausschuss in Washington.

Und sie berichten auch von den Folgen: Sie und ihre Familien seien bedroht worden. Es sei sehr beunruhige­nd gewesen. Vor dem Haus des Politikers aus Arizona seien jede Woche Protestier­ende aufmarschi­ert, hätten ihn als pädophil, pervers und korrupt beschimpft, ihn bedroht und die ganze Nachbarsch­aft terrorisie­rt. Am 6. Jänner folgte dann der Sturm auf das Kapitol mit vielen Verletzten und mehreren Todesopfer­n.

Die Zeitung „Boston Globe“fordert jetzt: „Trump muss vor Gericht“. Sonst würde eine künftige Regierung dazu ermutigt, „nur noch rücksichts­loser gegen Gesetze zu verstoßen“. Schließlic­h habe es keine Konsequenz­en, „wenn man das Gesetz bricht, solange man in den Korridoren der Macht arbeitet“.

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