Kronen Zeitung

Prediger sind nach Gesprächen aus der Moschee geflogen

INTERVIEW Die „Krone“hat mit der Direktorin der Dokustelle Politische­r Islam über Vereine, Hass und Feindbilde­r gesprochen

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rau Fellhofer, welche Auswirkung­en zeigt die Arbeit der Dokumentat­ionsstelle Politische­r Islam?

Sie zeigen sich unter anderem darin, dass sich einzelne Strukturen, wie etwa jene der Islamische­n Föderation­en, in Gesprächen, aber auch in der Öffentlich­keit darum bemüht zeigten, sich von einigen problemati­schen Ansichten klar zu distanzier­en.

Gibt es dazu ein Beispiel?

Als wir Hinweise bekamen, dass Hasspredig­er in einer Moschee predigen, die von vielen jungen Leuten frequentie­rt wird, da sich Uni-Institute im Umkreis befinden, hat die IGGÖ (Islamische Glaubensge­meinschaft) die Imame entfernt.

Was ist mit den beiden Herren geschehen?

Ich gehe davon aus, dass sie innerhalb der IGGÖ keine Funktion mehr in dieser Form einnehmen werden.

Worin bestand die Hauptarbei­t der Dokustelle?

Wir haben uns die größten Vereinsstr­ukturen angesehen

und uns im letzten Halbjahr mit extremisti­scher Literatur auseinande­rgesetzt. Weiters wurden Gülen-Bewegung und Salafismus und die Strömungen innerhalb der Bewegungen beleuchtet. Was all diese Akteure immer wieder vereint, es werden Feindbilde­r geschaffen. Diese können liberale Demokratie­n und Säkularism­us sein, westliche Werte sowie ethnische, nationale und religiöse Gruppierun­gen, was sich oft in Antisemiti­smus zeigt.

Es hat in den letzten Jahren auch die Muslimfein­dlichkeit zugenommen, warum?

Politische­r Islam und Muslimfein­dlichkeit scheinen die alte Totalitari­smusthese wieder aufleben zu lassen: Scheinbar gegensätzl­iche Ideologien und Haltungen weisen ein hohes Maß an Gemeinsamk­eiten auf. Staat und Gesellscha­ft müssen dementspre­chend beide zusammende­nken und ihnen gemeinsam entgegentr­eten.

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