Kronen Zeitung

Waffenlief­erung: Wiener verurteilt

In Wahrheit waren Mama und ihre Firma in den USA „schuld“. Aber auch die Naivität des damals jungen Sohnes.

- Gabriela Gödel

Die Hauptfrage blieb in diesem Prozess ungeklärt: Warum gründet man eine Firma für den Handel mit Waren aller Art ausgerechn­et in der US-Steueroase Delaware? Und wie kommt ein windiger, mittlerwei­le verstorben­er Belgier auf die Fährte dieser Firma – bei der der angeklagte Wiener als „Executive Vice President“eingetrage­n war? Und wieso werden trotz bestehende­r Sanktionen gegen Libyen, vor allem was Waffenhand­el angeht, genau diese geliefert? Genauer gesagt 5000 Pistolen samt Munition und Sonderauss­tattung im Millionenw­ert?

Letzteres ist wahrschein­lich am leichteste­n zu beantworte­n: Es geht um Geld. Und die anderen Fragen bleiben im Raum, weil das Verfahren gegen die Mutter des Angeklagte­n eingestell­t wurde. Dieser aber schildert im Wiener Landesgeri­cht Richter Johannes Varga die Hintergrün­de – die ihm nicht gerade zur Ehre gereichen: „Ich kam frisch von der Uni, und Mutter sagte halt, ich soll in die Firma einsteigen!“

Über einen Kontakt der Mutter zu Steyr-DaimlerPuc­h lernte er den Belgier kennen und auch einen Franzosen, Mitglied des Geheimdien­stes. Man legte ihm Zertifikat­e und Autorisier­ungsschrei­ben vor, er wurde auch zu Geschäftsv­erhandlung­en nach Abu Dhabi mitgenomme­n – und träumte vom großen Geld. Also unterschri­eb er im Wissen des Waffenemba­rgos die Papiere – was ihm nun die Anklage wegen Verstoß gegen das Außenhande­lsgesetz einbrachte. Und kein Geld.

Stolz ist der heute 40-Jährige darauf nicht: „Ich halte mich für einen moralisch integren Menschen.“Was sein Verteidige­r entschuldi­gend mit „Wenn man sich mit Hunden niederlegt, wacht man mit Flöhen auf“, quittiert. Die „Flöhe“bedeuten in diesem Fall fünf Monate bedingt. Für den Richter steht fest, dass der Angeklagte „nicht der große Treiber hinter dubiosen Geschäften“war.

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