Heimat bist du großer Schwimmbecken
Österreich, das Land der Pools – obwohl nur wenige Monate im Jahr nutzbar, wachsen sie wie Schwammerln aus dem Boden
Die Hitze der Stadt ist im Sommer brutal. Da man fürchterlich matt ist, wird das Leben zur Qual“– schon in den 80er-Jahren setzte Austro-Popper Rainhard Fendrich den Freibädern ein musikalisches Denkmal. Und die hohen Temperaturen quälen längst nicht mehr nur die Stadtmenschen. Dabei müssen immer mehr Haushalte gar nicht mehr in öffentliche Bäder pilgern, sie verschaffen sich im eigenen Garten entsprechende Abkühlung. In Österreich gibt es schätzungsweise bereits 150.000 (!) Gartenpools, Tendenz weiter steigend (siehe auch Interview rechts). Schwimmteiche sind dabei noch gar nicht eingerechnet.
Nach einem regelrechten Boom am Höhepunkt der
Pandemie, gehen die Anfragen zwar wieder leicht zurück, sind aber immer noch beachtlich. Wie sich die Teuerung auf den Markt auswirken wird, bleibt abzuwarten.
Tatsache ist aber, dass Schwimmbecken weiterhin „wie Schwammerln aus dem Boden wachsen“, wie Kritiker meinen. Boden ist dabei das Reizwort, denn bei der Errichtung der Pools wird Grünraum vernichtet – Stichwort: Bodenversiegelung. Dass auch das Thema Wasser für Diskussionen sorgt, liegt in der Natur der Sache. Das geht sogar so weit, dass Gemeinden mit einer PoolSteuer liebäugeln oder diese bereits beschlossen haben (siehe unten). Bei größeren Anlagen sind gleich einmal 50 Kubikmeter kostbares Nass futsch – während sogar in Europa aufgrund der Dürre Trinkwasser rationiert wird.
Kleinkind nach Sturz in Pool reanimiert
So ein Schwimmbecken hat auch andere Tücken und kann zur Todesfalle werden. Jahr für Jahr ereignen sich im privaten Nass Unfälle mit tragischem Ausgang. Erst am Donnerstag war in St. Andrä-Wördern im Bezirk Tulln (NÖ) eine 2-Jährige in einen Gartenpool gestürzt. Angehörige entdeckten das Kleinkind, das in der Folge zum Glück reanimiert und per Notarzthelikopter ins Spital geflogen wurde.