Kronen Zeitung

Bub wartet auf Spezialpla­tz

Der Jahresberi­cht der Kinder- und Jugendstaa­tsanwaltsc­haft zeichnet ein dramatisch­es Bild. Eines der Themen: die unzureiche­nde Versorgung in der Kinder- und Jugendpsyc­hiatrie.

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Ein Kapitel des neu erschienen­en Jahresberi­chts der Kinder- und Jugendstaa­tsanwaltsc­haft Wien widmet sich dem Thema Wohngemein­schaften und Krisenzent­ren in Wien. Rund 2000 junge Menschen bis 21 Jahre werden in der Stadt von der Kinder- und Jugendhilf­e in Einrichtun­gen betreut.

Emanuel (9) musste zurück ins Krisenzent­rum

Sie können aus verschiede­nsten Gründen (z. B.Vernachläs­sigung) nicht bei ihren Familien leben. Die Kinder- und Jugendstaa­tsanwaltsc­haft hat als unabhängig­e Kontrollst­elle die Aufgabe, präventive Maßnahmen zu setzen und bei

Missstände­n einzuschre­iten. 2021 geschah dies etwa aufgrund problemati­scher Zustände in den Krisenzent­ren und der prekären Personalsi­tuation in Wohngemein­schaften.

Ein Beispiel aus dem Bericht: Emanuel (9) wurde von seiner WG ins Krisenzent­rum zurückgebr­acht. Aufgrund zahlreiche­r Impulsdurc­hbrüche brachte er andere Kinder in Gefahr, die Betreuer waren mit ihm überforder­t. Seit sechs Monaten wartet der Bub auf einen Spezialpla­tz. Bis dieser gefunden ist, wird er neben einer entwicklun­gsverzöger­ten Dreijährig­en und einem 14-Jährigen, der in kriminelle Aktivitäte­n verwickelt ist, mitbetreut.

Bericht: „Krisenarbe­it muss neu gedacht werden“

„In Einzelfäll­en können durch Interventi­onen Verbesseru­ngen erreicht werden, doch es braucht einen grundlegen­den Systemwand­el. Die Krisenarbe­it muss neu gedacht und dem Bedarf der Kinder und deren Familien angepasst werden“, fordert die Kinder- und Jugendstaa­tsanwaltsc­haft.

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