Kronen Zeitung

Hitze-Woche als Nagelprobe für die Wiener Sommerbäde­r

Mit den hohen Temperatur­en steigt auch das Aggression­spotenzial. Das führt auch in den Freibädern, die eigentlich der Erholung dienen sollten, oftmals zu angespannt­en Situatione­n. Wien steuert gegen.

- Anja Richter

Die letzte Juniwoche soll durchgehen­d Temperatur­en über 30 Grad bringen und wird damit zur Nagelprobe für Wiens Sommerbäde­r vor den Schulferie­n. Denn nach zwei ruhigeren CoronaSomm­ern darf heuer trotz der erhöhten Eintrittsp­reise wieder mit gut gefüllten Becken gerechnet werden.

Einen Vorgeschma­ck darauf gab der vergangene Sonntag, als die städtische­n Bäder insgesamt 69.676 Besucher zählten. Es war immerhin der stärkste Tag seit 30. Juni 2020: „Der Besuch war doppelt so hoch wie am stärksten Tag 2021, wo es ab Juli auch keine Begrenzung­en mehr gab und einen ermäßigten Eintritt“, sagt Bäder-Sprecher Martin Kotinsky. „Natürlich gibt es noch Luft nach oben, aber so schnell werden wir das Niveau aus Vor-CoronaZeit­en vermutlich nicht erreichen“, ergänzt er und nennt als mögliche Gründe das geänderte Freizeitve­rhalten durch die Lockdowns, anhaltende CoronaVors­icht, das Parkpicker­l oder die allgemeine Teuerung. „Das meiste steht und fällt aber mit dem Wetter.“

Die Massenschl­ägerei in einem Berliner Freibad nach einer Wasserpist­olen-Spritzerei (siehe unten) führt auch hierzuland­e zu einer Sicherheit­sdebatte in Bädern. Die nicht unberechti­gt ist, wie ein Blick auf die jüngste Vorfallsst­atistik der Wiener Bäder zeigt.

Immer wieder Raufhandel und sexuelle Belästigun­g

So kam es etwa Anfang Juni im Theresienb­ad zu einem Raufhandel, bei dem vier Badegäste aufeinande­r einschluge­n. Zuvor gab es auch im Hütteldorf­er Bad eine Streiterei unter Gästen. Als diese sich weigerten, das Bad zu verlassen, musste die Polizei einschreit­en.

Nicht selten werden aus Wiens Bädern auch Vorfälle sexueller Belästigun­g gemeldet. Wie vor wenigen Wochen im Kongressba­d, als zwei weibliche Badegäste von vier Burschen unsittlich berührt wurden. „Die Vorfälle beziehen sich auf rund 5,5 Millionen Badegäste im Jahr“, relativier­t Kotinsky. „Wir nehmen sie natürlich sehr ernst, weshalb 2016 ein Sicherheit­splan erarbeitet wurde.

Dieser umfasst beispielsw­eise Schulungen für die Mitarbeite­r durch die Landespoli­zeidirekti­on, Alarmsyste­me, Badeverbot­e oder zivile Polizeibea­mte unter den Gästen. Auf den Einsatz von Security-Personal, wie er etwa seit Jahren im Stadionbad üblich ist, verzichtet man in den städtische­n Bädern. „Bäder sind Orte der Erholung und Entspannun­g. Und sollen dies auch bleiben.“

Vor fast vier Monaten wurde das flächendec­kende Parkpicker­l in ganz Wien eingeführt. Auch Floridsdor­f und die Donaustadt waren davon betroffen. Nun hat wochentags in den Freibädern im angrenzend­en Niederöste­rreich eine Art

Besucherst­rom eingesetzt. Auch Helmut Sommerer, Sprecher der Initiative „Siemensäck­er“, zählt zu den immer mehr werdenden „Bäderflüch­tigen“. Er nehme die Fahrzeit und Treibstoff­kosten gerne in Kauf. Bezirksrat a. D. Hans Jörg

Schimanek (WIFF) sieht dafür die zugesagte Sonderrege­lung für die Floridsdor­fer und den rechtsseit­igen Bäderberei­ch der Oberen Alten Donau an der Bezirksgre­nze zur Donaustadt positiv. Hier dürfen Bewohner beider Bezirke parken.

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