„Die Regierung hört uns nicht wirklich zu“
Straßenschlachten! In Ecuador schlagen die Proteste gegen hohe Spritpreise, Armut und Arbeitslosigkeit in Gewalt um
Die Bilanz vom Freitag: 169 verletzte Polizisten, 121 Festnahmen. Und kein Ende in Sicht. „Nationalpolizei und die Streitkräfte werden die erforderlichen Mittel ergreifen, um durch schrittweise Gewaltanwendung die öffentliche Ordnung zu verteidigen. Denn die wahre Absicht ist der Sturz der Regierung“, wirft Ecuadors erzkonservativer Präsident Guillermo Lasso den Demonstranten vor.
Bereits seit 13. Juni blockieren indigene Gruppen zahlreiche Straßen, mittlerweile kommt es zu Auseinandersetzungen, auch erste Todesopfer sind zu beklagen. Im zehnteiligen Forderungskatalog geht es darum, dass die Treibstoffpreise eingefroren, das Bildungs- und Gesundheitssystem ausgebaut werden soll. Dazu stehen Neuverhandlungen der Schulden von Haushalten mit NiedrigEinkommen, faire Preise für landwirtschaftliche Produkte von Kleinbauern, die Achtung des Selbstbestimmungsrechts der indigenen Völker im Katalog.
In der Hauptstadt Quito bekommt Martin Schachner von Jugend Eine Welt, einer österreichische NonProfit-Organisation, die sich weltweit für die Verbesserung der Lebensperspektiven von benachteiligten Kindern und Jugendlichen einsetzt, die Eskalation hautnah mit: „Die Bevölkerung leidet unter den Folgen der Pandemie, die Arbeitslosigkeit ist stark gestiegen.“Der Präsident des Dachverbands der indigenen Nationen Ecuadors (CONAIE), Leonidas Iza, war zwischenzeitlich festgenommen worden, kam unter Auflagen wieder frei: „Die Regierung hört, aber sie hört nicht wirklich zu“, sagt er. Ein zuletzt angestrebtes Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident und Bankbesitzer Lasso könnte die Situation weiter eskalieren lassen.