Kronen Zeitung

„Grad der Eskalation sehr überrasche­nd“

- F.G.

Herr Schachner, Sie leben und arbeiten seit zwei Jahrzehnte­n in Südamerika, sind aktuell im Auftrag von Jugend Eine Welt vor Ort – wie erleben Sie die Situation in der Hauptstadt Quito?

Ich bin seit drei Wochen für ein Tropenwald­schutzProj­ekt hier, bei dem wir das indigene Volk der Secoya an der Grenze zu Peru und Kolumbien unterstütz­en. Die Lage ist in den letzten Tagen eskaliert, es gibt Straßensch­lachten zwischen Demonstran­ten und der Polizei, auch erste Tote sind zu beklagen.

Wie gefährlich ist es?

Die Regierung hat für Quito sowie umliegende Provinzen den Ausnahmezu­stand und eine nächtliche Ausgangssp­erre verhängt. Mit dem Dekret 455 werden einen Monat lang viele Bürgerrech­te außer Kraft gesetzt. Es gibt Kontrollen durch das Militär. Wenn man sich von den Plätzen der Demonstrat­ionen fern hält, geht es.

War die Intensität der Proteste absehbar?

Das Ausmaß der Eskalation ist überrasche­nd, in Südamerika ist dieses schöne Land mit Ausnahme der Aufstände im Oktober 2019 sonst eine Insel der Seligen.

Wie kann ein Weg aus der Krise aussehen?

Einige Forderunge­n wurden erfüllt. Die Regierung will das wichtige Düngemitte­l Urea zu 50 Prozent subvention­ieren, die Sozialhilf­e soll von 50 auf 55 Dollar erhöht werden. Wir hoffen, dass durch Vermittlun­g von außen Ruhe einkehrt.

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