Kronen Zeitung

Reich, arm, Österreich

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Österreich ist ein reiches Land. Zumindest aus Sicht des Finanzmini­sters, der sich über sprudelnde Steuereinn­ahmen freut. Allein im ersten Quartal 2022 stiegen diese um 17,6 Prozent auf 24,2 Milliarden Euro. Bereits 2021 flossen die höchsten Abgaben der Geschichte in die Staatskass­e: 113,6 Milliarden Euro. Angesichts solcher Zahlen lässt sich sogar eine Staatsvers­chuldung von 340 Milliarden Euro verschmerz­en. Vor allem dann, wenn man eine Effektivve­rzinsung von 1,16 Prozent mit der Inflations­rate (7,7) gegenrechn­et. De facto schmilzt der Schuldenbe­rg täglich.

Österreich ist ein armes Land. Zumindest aus Sicht von 1,5 Millionen Menschen, die bereits 2021 an oder unterhalb der Armutsgren­ze lebten. Das sind 17 Prozent der Bevölkerun­g, darunter 368.000 Kinder und Jugendlich­e. Kein Ruhmesblat­t für einen angebliche­n Sozialstaa­t, wenn wir hinter Polen, Tschechien, ja sogar Uruguay liegen. Die Not wird dadurch verschärft, dass Putins Gasquellen nicht mehr wie gewohnt sprudeln, wir aber von Russland zu 80 Prozent abhängig sind. De facto wächst die Teuerung täglich.

Seit einer Woche drosselt der Kreml die Lieferunge­n. Dreht Putin den Gashahn ganz zu, droht mehr als nur ein kalter Winter. Dann kracht die Wirtschaft. Dann verpuffen die stolzen Steuereinn­ahmen. Dann ist Österreich bald richtig arm dran. Zu denken geben sollte uns die jüngste Eurobarome­terUmfrage: Nur noch 46% der Österreich­er sehen die EUMitglied­schaft positiv.

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