Kronen Zeitung

Elegant arrangiert

-

Die Funktion des Bundespräs­identen ist wichtig. In einer Zeit existenzie­ller Krisen und einer der Größe ihrer Aufgaben nicht annähernd gewachsene­n Regierung gilt das mehr denn je.

Bedeutung bekommt das höchste Amt im Staat allerdings nicht durch den Prunk der Hofburg. Wirksamkei­t entfaltet das Amt erst durch die aktive Ausschöpfu­ng der verfassung­srechtlich­en Möglichkei­ten.

Bei allem Verständni­s für die Notwendigk­eit vertraulic­her Gespräche hat sich die Gestaltung der Republik nicht hinter einer Tapetentür abzuspiele­n. Das wäre eine Politik aus einem vergangene­n Jahrhunder­t, die bloß Misstrauen schafft.

Alexander Van der Bellen war bisher sicher der am meisten beschäftig­te Bundespräs­ident der Zweiten Republik. Er ist ein kluger Mann mit feiner Ironie. Er ist untadelig und von wohltuende­r Zurückhalt­ung.

Van der Bellen ist allerdings auch als ein Kind seiner Zeit ein den Systemsitt­en verbundene­r Repräsenta­nt, der sich mit dem jeweiligen Kanzler und den Freunden aus seiner politische­n Heimat, den Grünen, elegant arrangiert.

Das ist angesichts des Zustands der Welt und der Lage der Nation zu wenig. Die Erwartunge­n an Van der Bellen waren höher.

So gesehen ist es bedauerlic­h, dass weder SPÖ noch ÖVP einen eigenen Kandidaten für das Bundespräs­identenamt aufbieten, und bisher nur ein paar Spaßvögel gegen Alexander Van der Bellen antreten wollen. Das schadet der Würde des Amtes und damit der Republik.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria