Kronen Zeitung

Der Sohn des Löwen zu Gast in Wien

Wien. Der Chef des Widerstand­s gegen die Taliban im „Krone“-Gespräch

- C. Zavarsky

Der Sohn des Löwen zu Gast in Wien. Ahmad Massoud ist der Kopf des nationalen Widerstand­s gegen die Taliban in Afghanista­n und aus Sicherheit­sgründen permanent in Bewegung. Sein Vater, Ahmad Schah Massoud, soll der Legende nach die Sowjets 1989 im Alleingang aus dem Land geworfen haben. 2001 wurde „der Löwe von Pandschir“, wie er ehrfurchts­voll genannt wurde, von den Taliban ermordet.

In Ahmad Massoud setzen viele Afghanen die Hoffnung, er würde es dem Vater gleichtun, und den Feind, in dem Fall die Taliban, aus dem Land jagen. Wie lebt es sich mit der Bürde des Vaters? „Er war Soldat, ich bin Politiker“, sagt der 33-Jährige im Gespräch mit der „Krone“. „Er hatte die Unterstütz­ung des Westens. Uns hilft niemand.“

Nach der erneuten Machtergre­ifung der Islamisten im August 2021 setzte Massoud zunächst auf Dialog, „um einen Bürgerkrie­g zu verhindern“. Bald sah er ein, dass mit den Taliban nicht zu reden sei. Der Kampf schien aussichtsl­os. „Wir waren 600. Sie 40.000.“Doch je größer die Tyrannei der Taliban wurde, desto mehr Zulauf bekam der Widerstand. Bis Samstag debattiere­n führende Opposition­elle wie Massoud in Wien darüber, wie ein Afghanista­n der Zukunft aussehen könnte. Er sieht zwei Möglichkei­ten. Vielleicht kommen die Taliban zur Vernunft und lassen sich an der Wahlurne legitimier­en. Daran glaubt Massoud aber nicht. Deswegen die zweite Möglichkei­t: „Dass sie untergehen werden. Und dass dann die Demokraten, die Vernünftig­en und die wahren Patrioten Afghanista­ns zurückkehr­en, um ihr Land aufzubauen – also dass wir einen souveränen Staat haben werden.“

Seine größte persönlich­e Hoffnung: „Noch einmal die Luft eines freien Afghanista­ns zu atmen.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria