Kronen Zeitung

„Opfer verfallen in Todesherde­ntrieb“

- Mark Perry

Sie sind ja meist auf extremen Pfaden in der Bergeinsam­keit unterwegs, da oben gibt es wohl keine Massenpani­k?

Da irren Sie sich! Auf häufig begangenen Routen sind zwar keine Massen, aber dennoch im Gänsemarsc­h viele Bergsteige­r unterwegs. Auch da kann – wie in der Zivilisati­on – das Phänomen auftreten.

Was löst diese Todespanik aus?

Schlicht und einfach Gedränge und Stress. Und der Tunnelblic­k, sich nur noch retten zu wollen.

Letztere ist wohl Turbo irrational­en Verhaltens?

Korrekt! Menschen nehmen nur noch ihre nächste Umgebung wahr. Das führt sowohl zu aggressive­m Verhalten als auch zu Todesangst, die mit der Beengtheit nicht mehr steuerbar ist.

Wo ist die Gefahr am größten?

Überall, wo sich Menschenst­röme kreuzen. Jene Stellen, an denen es eng wird, sind natürlich am lebensbedr­ohlichsten.

Und wenn man einmal mittendrin ist?

Dann ist es meist zu spät. Es gibt eine kritische Dichte, bei der die Kräfte der Menge sich von einem zum anderen zu übertragen beginnen.

Herdentrie­b?

In brisanten Situatione­n orientiert­en sich Opfer an Signalen der Gruppe und verfallen in tödliches Herdenverh­alten.

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