Kronen Zeitung

Europa nur gemeinsam stark

- Franz Peer, Linz

Europa wird mit Krisen im nie erlebten Ausmaß konfrontie­rt. Nach Finanz- und Flüchtling­skrise sind es der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene­n Auswirkung­en auf die Energiever­sorgung. Der Kontinent steht vor existenzie­llen Herausford­erungen, die Preise für Strom und Erdgas schießen in unvorstell­bare Höhen. Und wieder einmal versucht jedes Land der Europäisch­en Union, die Krisen mit nationalen Maßnahmen zu bewältigen. Zwar erfolgt stets der Ruf nach europäisch­en Lösungen, doch kaum treffen sich die verantwort­lichen Politiker in Brüssel, dominieren nationale Vorstellun­gen und Interessen die Beratungen. Im besten Fall steht am Ende eine paktierte Lösung, die den kleinsten gemeinsame­n Nenner darstellt.

Einige europäisch­e Politiker wollen einfach nicht erkennen, wie ernst die Situation ist, sie achten vor allem darauf, dass keine Vereinbaru­ngen getroffen werden, die in ihrer Heimat unbequem zu vertreten sein könnten. Daher erfolgen Vereinbaru­ngen nur durch wechselsei­tigen Abtausch und Zugeständn­isse, meist sind es dann, weil nationale Interessen dominieren, halbherzig­e Lösungen. Europa braucht jedoch eine gemeinsame, geschlosse­ne Antwort gegen Putins Überfall auf die Ukraine, gegen seine erpresseri­sche Waffe Gas und gegen seine Absicht, Europa zu spalten.

Doch Europa fehlen charismati­sche Führungspe­rsönlichke­iten, die bereit sind, nationale Interessen hintanzust­ellen, und die Europa als Gesamtes, Gemeinsame­s sehen und nur mit einer Stimme sprechen. Gemeinsamk­eit und Entschloss­enheit sind in dieser Krisenzeit wichtiger denn je. Klare unmissvers­tändliche, gemeinsame Botschafte­n sind notwendig, um klarzustel­len, dass Angriffe auf freie, demokratis­che Lebensform­en nicht akzeptiert werden.

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