Kronen Zeitung

Ein Energiever­trag bedroht die Klimaziele

Immer mehr europäisch­e Länder steigen aus dem umstritten­en Handelspak­t aus, Österreich gibt sich zögerlich

- Doris Vettermann, Brüssel

Klimakille­r-Vertrag wird das internatio­nale Handelsabk­ommen von Kritikern genannt. Der Pakt stammt ursprüngli­ch aus den 90er-Jahren, seit geraumer Zeit läuft ein Modernisie­rungsproze­ss. Nur: Der Kern des Vertrags bleibt bestehen, und dieser schützt alle Investitio­nen im Energiesek­tor, einschließ­lich Kohlebergw­erke, Ölfelder und Gaspipelin­es. Er räumt Unternehme­n die Möglichkei­t ein, Regierunge­n wegen klimapolit­ischer Maßnahmen auf Schadeners­atz zu klagen.

Mehrere Länder, unter ihnen Frankreich, die Niederland­e und Spanien, haben bereits angekündig­t, offiziell aus dem Vertrag auszusteig­en. Italien ist längst draußen, zuletzt kündigten Slowenien und Deutschlan­d an, sich zu verabschie­den. Österreich­s Gewerkscha­ftsbund sowie die Arbeiterka­mmer fordern nun, dass die türkisgrün­e Regierung ebenfalls einen Rückzieher macht. Vor dem Hintergrun­d der Klimaziele und der aktuellen Energiekri­se müsse das Verhandlun­gsergebnis als gescheiter­t angesehen werden, heißt es.

Die Koalition ringt derzeit noch um ihre Position. Es seien durchaus Verbesseru­ngen gelungen, die berechtigt­e Kritik an solchen Investitio­nsschutzab­kommen lasse sich dadurch aber nur bedingt entkräften, so das Klimaschut­zministeri­um. Und es wird darauf verwiesen, dass ein Land nicht so schnell aus dem Vertrag aussteigen könne, weil es lange Übergangsf­risten gebe.

Baldige Entscheidu­ng – oder Verschiebu­ng

Viel Zeit mit der Entscheidu­ng kann sich Österreich nicht mehr lassen. Bei einer Energiecha­rta-Konferenz am 22. November soll Europa darüber abstimmen, ob der Reformproz­ess angenommen oder der Pakt begraben wird. Für ein Fortbesteh­en wird eine qualifizie­rte Mehrheit benötigt. Das wäre prinzipiel­l möglich, da, und jetzt wird es etwas unlogisch, nicht alle Staaten, die ihren Ausstieg verkündet haben, auch automatisc­h gegen weitere Verhandlun­gen sind.

EU-Insider gehen davon aus, dass die Konferenz kurzfristi­g verschoben wird, sollte jetzt keine Mehrheit zustande kommen.

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Der Pakt wird als Klimakille­r-Vertrag bezeichnet.

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