Kronen Zeitung

Seelischer Ausnahmezu­stand

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Unlängst hat mi a alter Freund auf a guats Glasl Wein eingladn“, berichtete Herr V. dem Bezirksric­hter. „Der Spengler Franzi, a Schulkolle­ge von mir. Der Spengler Franzi is von Beruf Oberkellne­r und versteht was von an Wein. Der Wein, den der Spengler Franzi trinkt, is a Spezialtro­pfn, zu dem muass ma ,Sie‘ sagn. Drum war i sehr erfreut, wia mi der Spengler Franzi zu eahm auffe in sei Wohnung auf a Glasl Wein eingladn hat. Natürlich, wias halt so is, bleibts net bei an Glasl. Es san doch drei oder viere wurdn, und in so an Fall kummt a Autofahrn für mi nimmer infrage. I hab mei Auto vurn Spengler Franzi sein Haus steh lassn und bin mitn Taxi hamgfahrn. Es war eh no net spät, wie i hamkumma bin. Vielleicht halba achte. Aber sie bemerkt sofort, wann i was trunk hab.

Na, i kumm eine, sie schaut vorwurfsvo­ll, denk i ma: Am besten is, du redst net vül, setzt di nieder und wartst bis der Spurt kummt. Dann kriagst a Nachtmahl. Na, i sitz so hinter ihr, sagt sie: ,Hast was trunkn?‘

Sag i: ,Ja. A Glasl, bei an Freund.‘

Sagt sie: ,Bist mitn Auto kumma?‘

Jetzt hab i a Pause gmacht, weil i waß, wann i ohne Auto kumm, is sauer, und wann i mitn Auto kumm aa. Nach aner Wäu hab i gsagt: ,Naa, i bin net mitn Auto kumma.‘

Sag sie drauf: ,Na, und wo isn des Auto?‘

Sag i drauf: ,Na ja, is ja nix dabei. I sag dir, wo des Auto is: Des Auto steht beim Spengler.‘

Wia mei Frau ghört hat, dass des Auto beim Spengler steht, hats mi mit an Gsicht angschaut, wo i glaubt hab, des ghört gar net ihr. Dann is mi angsprunga, hat mi beim Hals packt und hat mi von der Couch obe aufn Teppich druckt.

,Beim Spengler?‘, hats gsagt. ,Du Bsuff du! Neunzehn Ratn hamma no auf des Auto, und du haust es zsamm und stellst es zum Spengler. Wia oft hab i dir scho gsagt, dass d mit an Taxi fahrn sollst, wannst was trunkn hast. Aber naa, er ruinierts und stellts zum Spengler!‘

Röchelnd wollt i ihr erklärn, dass der Spengler ka Spengler is, aber sie war scho in an seelischn Ausnahmezu­stand. An dem Auto hängts nämlich mehr wia an mir. Mei Glück war, dass des Telefon gläut hat. Der Spengler hat angruafn und wollt wissn, ob i guat hamkumma bin.“

Frau V. – ein Nachbar hatte die Polizei verständig­t – bat vor Gericht ihren Mann schluchzen­d um Verzeihung. Sie erhielt einen strengen Verweis. Spengler („Sagts nur mehr Franz zu mir!“) lud das Ehepaar zu einem Glas Wein ein.

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