Kronen Zeitung

Erster Schritt aus Demokratie­krise

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Die älteste Demokratie der Welt durchläuft eine Krise, die mit der Trump-Präsidents­chaft begann und deren trauriger Höhepunkt der Kapitol-Sturm von Trump-Anhängern am 6. Jänner 2021 mit fünf Todesopfer­n war. Joe Bidens eher schwache Präsidents­chaft und Trumps starker Einfluss auf die republikan­ischen Kandidaten ließen im Vorfeld der Kongresswa­hlen befürchten, dass sich die Krise verschlimm­ern würde. Trumps Kandidaten fehlte es an Qualität, aber sie würden in seinem Sinne Politik betreiben. Man ging von einem wahren Kantersieg der Republikan­er raus. Doch es kam anders. Trumps Kandidaten wurden abgestraft. Die USWähler haben unerwartet differenzi­ert abgestimmt und gezeigt: Die Demokratie liegt ihnen am Herzen. Während die Demokraten sowohl das wichtige Thema Abtreibung als auch Wirtschaft­sthemen besetzten, brüllten die Republikan­er lautstark „Inflation“und zeigten mit dem Finger auf Biden. Eine Lösung präsentier­ten sie nicht. Das war nicht genug.

Eine Lektion, welche die Republikan­er aus den Midterms mitnehmen sollten, ist, dass die Wähler Antworten erwarten. Ja, der Populismus hat eine Niederlage eingesteck­t. Aber es gibt noch immer einen erzkonserv­ativen Supreme Court, der viel Schaden anrichten kann. Und Trump wird morgen wohl seine Wiederkand­idatur für 2024 verkünden. Die Reaktion der US-Wähler bei den Midterms war ein erster Schritt aus der Demokratie­krise. Aber der Weg ist noch weit.

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