Kronen Zeitung

Mehr Staat, weniger privat

In der Asylfrage ist die SPÖ uneinig, sie stagniert daher in den Umfragen. Nun will sie mit Wirtschaft­sthemen punkten. Rendi-Wagner fordert Eingriffe des Staates in die Wirtschaft.

- IM

Seit fünf oder sechs Jahren habe sie sich nicht mehr an Medien gewandt – es war fast wohltuend, wie ExStaatsse­kretärin und Ex-SiemensMan­agerin Brigitte Ederer erzählte, was sie derzeit „umtreibt“. Keine leeren Politikerf­loskeln, keine Stehsätze gab es von Ederer.

Die Botschaft von Ederer und SPÖ-Vorsitzend­er Pamela RendiWagne­r ist allerdings ein wirtschaft­spolitisch­er Paradigmen­wechsel: Im Lichte der Erfahrunge­n in der Krise müsse der Staat weniger verwalten, sondern es brauche wieder einen „stärkeren Staat, der in Themen eingreift“. Quasi weg vom Dogma „mehr privat, weniger Staat“, um die notwendige Energiewen­de auf den Weg zu bringen.

Die SPÖ fordert die Schaffung eines etwa 20 Milliarden Euro schweren Energiewen­defonds. Dieser solle sich an Unternehme­n beteiligen, die für die Energiewen­de wichtig sind.

Fracking? „Es darf keine Denkverbot­e geben“

Auch in Forschung und ein Rohstoff-Recycling-System soll investiert werden. Die Staatshold­ing ÖBAG solle den Fonds verwalten und dafür einen Beirat erhalten. Die Geldmittel sollen dort eingesetzt werden, wo privatwirt­schaftlich­e Investitio­nen kein Interesse haben.

Als Beispiel nannte die SPÖ-Chefin temporäre Flüssiggas-Terminals: Diese seien kurzfristi­g für die Gasversorg­ung notwendig, die Investitio­n würde sich für private Unternehme­n kaum lohnen. Aber auch bei Fracking dürfe es in der aktuellen Situation „keine Denkverbot­e geben“, so RendiWagne­r.

Ist das eine gelungene Strategie, um die Lücke der Roten in der Asylfrage zu überdecken? Die SPÖ stagniert derzeit in den Umfragen, während die FPÖ im Hoch ist.

Politikana­lystin Kathrin StainerHäm­merle ist da skeptisch. „Es ist eine Ablenkung vom Asylthema. Es ist zwar kein schlechter Ansatz, dass es ein politische­s Mitsprache­recht geben soll, wenn der Staat für Unternehme­r viel Geld ausschütte­t. Aber die Frage ist, ob da nicht Gesetze reichen. Er muss nicht gleich Eigentümer von Start-ups werden.“Vor allem läuft man in die Gefahr der politische­n Interventi­on. Denn wer entscheide, welche Beteiligun­g sinnvoll sei, fragt Stainer-Hämmerle.

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