Kronen Zeitung

Steilvorla­ge für Erdoğan

- CHRISTIAN HAUENSTEIN christian.hauenstein@kronenzeit­ung.at

Eine Frau soll das Attentat in Istanbul verübt haben. Angeblich eine Frau mit syrischem Pass.

Wenn das stimmt, und darauf deutet einiges hin, sind es tatsächlic­h die Kurden, die hinter dem Anschlag stecken, so wie es das türkische Innenminis­terium behauptet. Denn bei den Kurden sind Frauen und Männer gleichgest­ellt. Das gilt auch für den Krieg. Und leider auch für den Terror.

Bei der PKK, einer vom nordöstlic­hen Irak aus operierend­en Untergrund­organisati­on und deren syrischem Ableger YPG kämpfen Frauen stets auch an vorderster Front.

Der Kampf der PKK um Unabhängig­keit gegen die türkische Armee hat seit Mitte der 1980er-Jahre Zehntausen­de Todesopfer auf beiden Seiten gefordert. Von den USA und der EU wird die PKK als Terrororga­nisation eingestuft.

Mit der YPG hingegen arbeiten die USA im Norden Syriens bis heute eng zusammen. Nur dank den Kämpfern und Kämpferinn­en der YPG ist es dort gelungen, den Islamische­n Staat zu bezwingen. Bis heute bewacht die YPG auf ihren Gebieten Gefangenen­lager mit Zehntausen­den IS-Terroriste­n und deren Angehörige­n. Im Norden Syriens herrschen die Kurden über ein halbautono­mes Gebiet.

Ankara setzt die YPG aber mit der irakisch-kurdischen PKK gleich, sieht in der Organisati­on also Terroriste­n. Der türkische Präsident Erdoğan würde die syrischen Kurdengebi­ete am liebsten zur Gänze militärisc­h besetzen. Der Terroransc­hlag ist damit eine regelrecht­e Steilvorla­ge für ihn.

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