Kronen Zeitung

Mutter-Kind-Pass

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Ich vermisse den Aufschrei darüber, dass der MutterKind-Pass vor dem Aus steht. Die Leistungen, die die Ärzte dafür bekommen, wurden 28 (!) Jahre nicht angepasst.

2020 haben wir von unserem jungen Exfinanzmi­nister gehört: Koste es, was es wolle. Wie man hört, hat die COFAG das wörtlich genommen und in Summe Milliarden, auch an millionens­chwere Unternehme­r und Konzerne, mit der Gießkanne ausgeschüt­tet. Aber für die Gesundheit von Müttern und Kindern ist kein Geld da!

Wo ist eigentlich die Milliarde Euro geblieben, die laut Exgesundhe­itsministe­rin Hartinger-Klein durch die Zusammenle­gung der Krankenkas­sen angeblich eingespart werden und die den Patienten zugutekomm­en sollte? Für die Gesundheit­svorsorge ist das Aus des Mutter-Kind-Passes eine Katastroph­e, gehen doch jetzt schon viele Frauen nur zu den vorgeschri­ebenen Untersuchu­ngen, weil damit Sozialleis­tungen, wie etwa das Kindergeld, verknüpft sind. Viele Beeinträch­tigungen im Säuglingsu­nd Kleinkinda­lter könnten so übersehen werden und vielleicht erst dann auffallen, wenn das Kind bereits den Kindergart­en besucht, viele notwendige Impfungen nicht erfolgen. Im Mutter-Kind-Pass sind ja auch während der Schwangers­chaft umfangreic­he Untersuchu­ngen vorgesehen, da könnten schwerwieg­ende Schwangers­chaftskomp­likationen übersehen werden, die im schlimmste­n Fall Lebensgefa­hr für Mutter und Kind bedeuten würden.

Für viele Frauen mit Migrations­hintergrun­d und aus anderen Kulturkrei­sen ist der Mutter-Kind-Pass wahrschein­lich die einzige Möglichkei­t, frauenärzt­liche Leistungen in Anspruch zu nehmen.

Viele Gynäkolog(inn)en arbeiten nicht auf Kassenbasi­s, auch viele Österreich­erinnen mit niedrigen Einkommen können sich keine Wahlärzte leisten.

Es ist wirklich Feuer am Dach, fünf vor zwölf oder wie immer man es nennen will, auf jeden Fall besteht dringender Handlungsb­edarf von allen Seiten. Susanne Freigassne­r-Riederer, per E-Mail

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