WM-Thriller
Es war wie ein Thriller, bei dem sich die Autoren an einer typischen Blaupause menschlicher Abgründe bedient hatten, auf den ich Montagabend stieß. Treffen in geheimen Hinterzimmern, reiche Bonzen und arme Schlucker, Schmiergeld, Skrupellosigkeit, Tote . . . Doch es war eben kein Thriller – es war die bittere Realität, die der Sportjournalist Jochen Breyer in der Doku „Geheimsache Katar“(ZDF-Mediathek) zeigte.
Der Countdown läuft – nur noch wenige Tage, bis die WM startet. Doch es ist ein bitterer Countdown. Statt Vorfreude wächst das Unbehagen darüber, über wie viel Leid und Korruption FIFA-Präsident Gianni Infantino so gerne den grünen Rasen des Schweigens breiten würde. „Konzentrieren wir uns auf den Fußball“, konterte er vor wenigen Tagen in einem Brief an die Verbände der 32 WM-Teilnehmer der Kritik gegen Katars Menschenrechtsverletzungen. Dass es eben nicht nur um das runde Leder geht, daran ist vor allem die FIFA selbst schuld, die dem Spiel Fußball schon längst die Unschuld genommen hat. Und mit der Entscheidung für Katar der Gier zum ultimativen Goal verholfen hat.
Die toten Arbeiter, auf deren Rücken die Stadien errichtet wurden, die Diskriminierung von Frauen und Homosexuellen, der Klimawahnsinn in diesem viel zu heißen Land . . . man kann darüber nicht hinwegsehen. Der Fußball hat seine Leichtigkeit verloren, dabei würde der Welt ein globales Fest der Freude so guttun. Jetzt bekommt sie nur noch einen weiteren Thriller . . .