Mit Heino, Presley und den Beatles
Nicht zufällig wurde die Frankfurter Oper „Opernhaus des Jahres“. Die Arbeit des Langzeitintendanten Bernd Loebe und seines Musikdirektors Sebastian Weigle ermöglichen nun eine Neuproduktion von Wagners „Meistersingern von Nürnberg“, über die Ex-Staatsoperndirektor Ioan Holender für die „Krone“berichtet.
Wien zeigt Wagners „Meistersinger“ab 4. Dezember. Frankfurt preschte voran. Eine bravouröse Produktion! Aus der aus dem Ensemble zusammengestellten ausgezeichneten Besetzung ragt der beeindruckende „Hans Sachs“Nicholas Brownlee: ein prächtiger Bassbariton mit großem, warmem Stimmmaterial. Er hält bis zum letzten Ton der schwierigen Partie souverän durch. Andreas Bauer Kanabas als Pogner und Thomas Faulkner als Kothner sind die überzeugenden Vertreter der schwärzen Bässe, Haustenor AJ Gluekert ist in der Tiefe leider ein etwas schütterer Stolzing, solide „Eva“Magdalena Hinterdobler. Michael Nagy, ein imponierender Beckmesser, weicht allem Outrieren überzeugend aus; gut gesungen der David Michael Porters.
Erfreulich ist, dass die Frankfurter wegen ihrer Sänger in die Oper gehen, weil sie diese kennen und schätzen – auch die zweite Vorstellung an einem Wochentag war ausverkauft.
Der auch in Österreich vielfach tätige Johannes Erath inszenierte verständlich, mit vielen, mitunter fast zu vielen guten Einfällen und Geschmack. Den bekannt fragwürdigen Text des letzten Bildes beleuchtet er kritisch, indem er Sachs diesen vor geschlossenem Vorhang – und nur von Beckmesser begleitet – singend vorlesen lässt. Beim Schlussjubel hinter ihm, im bunten „Meistersinger“-Volk mit Heino, Presley, Beatles und Co. ist dann kein Platz mehr für die „bürgerliche Kunstreligion“. Kaspar Glarners Bühnenbild und Herbert Murauer (Kostüme) waren eindrucksvoll an der Gestaltung der Szenen beteiligt.
Sebastian Weigle am Pult ist ein profunder Kenner und kraftvoller Gestalter der schwierigen Partitur. Er sorgt für perfekte Klangbalance und noblen WagnerSchönklang.