Kronen Zeitung

Stolz des Fürstentum­s mit nur zwei Profis

- rainer.bortenschl­ager@kronenzeit­ung.at

Sein Dienstplan ist voll, ein Trip nach Málaga war nicht geplant, ist auch nicht sonderlich nachhaltig. Und dennoch steigt ÖFB-Präsident

Gerhard Milletich heute in den Flieger nach Málaga. Aufgrund der vermeintli­chen „Inseraten-Affäre“kann und wird sich der 66-Jährige nicht „verstecken“, wird heute das tun, wofür es das Ehrenamt gibt: Er wird im Estadio La Rosaleda den ÖFB (auch vor den Sponsoren) repräsenti­eren.

Dort, wo Österreich beim letzten Gastspiel vor 32 Jahren ein Pausen-0:2 auch dank des legendären Solos von Gerhard Rodax in ein 3:2 gegen Spanien verwandelt­e. Heute geht’s erstmals in der ÖFB-Geschichte gegen Andorra – einen echten Fußball-Zwerg.

Das kleine Fürstentum in den Pyrenäen hat nur rund 78.000 Einwohner, ist Sportfans, wenn überhaupt, nur durch den Ski-Weltcup bekannt. Für Fußball-Schlagzeil­en sorgte Andorra erstmals 2016. Stichwort Panama Papers: 11,9 Millionen Daten wurden geleakt. So tauchte auf, dass unter anderem die Star-Trainer Pep Guardiola und Carlo Ancelotti Konten im Steuerpara­dies hatten. Unter dem Radar der spanischen Finanzbehö­rden.

Heute ist Andorra die Nummer 151 der FIFA-Weltrangli­ste – fast so „stark“wie noch nie. Gelang von 2004 bis 2017 in 86 (!) Länderspie­len in Folge kein einziger Sieg, so wurde 2022 in der Gruppe D der Nations League Liechtenst­ein gleich zweimal geschlagen. Mit (wahrschein­lich) nur zwei Profis: Marc Vales verdient sein Geld in Malaysia, Goalie Iker Alvarez bei Villarreal B. Auskunft über die Brotberufe der Amateure gibt der Verband nicht: „Sorry, für die Öffentlich­keit sind sie Fußballer.“Mit einem KaderMarkt­wert von 1,65 Millionen Euro. Denn vom FC Andorra, dem einzigen ProfiTeam (in Spaniens zweiter Liga), ist kein Spieler dabei.

Dennoch sind die Kicker die größten Persönlich­keiten der winzigen Sport-Nation. Nach Antoni Bernado, der fünf Olympia-Marathons gefinisht hat. Am besten in Athen 2004 – Platz 57.

Klingt alles nicht nach einem echten Gegner für David Alaba und Co. Das dachte sich Ungarn 2017 aber auch – und verlor 0:1.

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