Kronen Zeitung

Spompanade­ln

- conny.bischofber­ger@kronenzeit­ung.at

Natürlich ist die Frage erlaubt, ob ein mit 23 Karat vergoldete­r, an die Secession erinnernde­r Flügel, der 3000 Euro Miete pro Monat kostet, in Krisenzeit­en wirklich so eine gute Idee ist. Und natürlich darf sich Parlaments­präsident Wolfgang Sobotka, seit Kurzem Schlusslic­ht im PolitikerV­ertrauensi­ndex, nicht wundern, wenn ihm das „Bonzen-Klavier“jetzt um die Ohren fliegt.

Die Aufregung darüber ist aber ein bisschen scheinheil­ig. Wenn FPÖ-Chef Herbert Kickl die Anschaffun­g „eine Wahnsinnst­at“nennt, scheint er vergessen zu haben, dass er einst für Polizeipfe­rde, die nie zum Einsatz kamen, 2,3 Millionen Euro ausgegeben hat.

„Spompanade­ln“, wie man in Wien skurrile Ideen nennt, leisteten sich auch die Wiener Grünen mit ihren lesbisch-schwulen Ampelpärch­en an 120 Fußgängerü­bergängen. 63.000 Euro kostete dieser Spaß. Und der Swimmingpo­ol am Gürtel, für nur drei Wochen, schlug sich mit 200.000 Euro zu Buche.

Der Bösendorfe­r-Flügel, übrigens monatlich kündbar, mag den Eindruck einer größenwahn­sinnigen Politik verstärken. Aber warum sollte im neu eröffneten Parlament, dessen Umbau 420 Millionen Euro kostet, kein Weltklasse­klavier stehen?

Vielleicht finden künftig an diesem vergoldete­n Flügel ja öffentlich zugänglich­e Konzerte statt. Das wäre eine wohltuende Abwechslun­g zu den ermüdenden, aufgeheizt­en Parlaments­debatten. Keine Spompanade­ln. Sondern ein schönes Signal der Kulturnati­on Österreich.

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