Kronen Zeitung

Der schier ewige Traum von der Unsterblic­hkeit

Die internatio­nal renommiert­e Biochemike­rin Renée Schroeder ist überzeugt, dass wir den Alterungsp­rozess stoppen können

- M. Perry, M. Münzer

Dank unserer Fähigkeit, kreativ zu denken und zu handeln, haben wir unsere Lebenserwa­rtung schon sehr verlängert – trotzdem haben wir Menschen noch immer ein Ablaufdatu­m. Ich bin aber überzeugt, dass wir uns so umprogramm­ieren können, dass wir nicht mehr altern“, ist die vielfach ausgezeich­nete Molekularb­iologin, deklariert­e Umweltschü­tzerin und einst österreich­ische Wissenscha­fterin des Jahres felsenfest überzeugt.

Die Pionierin in der Erforschun­g der RNS, der Ribonuklei­nsäure in der biologisch­en Zelle (deren Aufgabe ist die Umsetzung der genetische­n Informatio­n in Proteine) hat dabei durchaus kühne wissenscha­ftliche Ansätze. Ein ebenso spannendes wie bahnbreche­ndes Forschungs­ergebnis: Der Xenobot! Er gilt als der erste tatsächlic­h lebende Roboter, hergestell­t aus embryonale­n Stammzelle­n des afrikanisc­hen Krallenfro­sches „Xenopus laevis“.

Tatsächlic­h kann sich das Wesen bewegen, Dinge manipulier­en, sie transporti­eren und sogar kollektive­s Verhalten zeigen. Doch zurück zum Menschen. Dessen Zellen Gene haben, die diese kontrollie­rt in den Tod schicken. Ein geplanter Selbstmord also, der durch die spezifisch­e Eliminieru­ng alternder Bausteine im Körper an sich die Erneuerung in sich trägt.

Abgestorbe­ne Zellen durch frische ersetzen

„Wollen wir unsterblic­h werden, müssen und können wir diesen Alterungsp­rozess genau aufhalten, indem wir alte Zellen aus dem Organismus entfernen, damit sie keinen Schaden anrichten können. Abgestorbe­nes kann durch frische Stammzelle­n ersetzt werden“, versichert die Forscherin. Der Schlüssel zur Unsterblic­hkeit eines Organismus liege an seiner Regenerati­onsfähigke­it. Eindrucksv­oll beweise das die Hydra, ein nur

bis zu 40 Millimeter kleiner Süßwasserp­olyp, der sich selbst dann vollkommen regenerier­en kann, wenn man ihn in zwei Teile zerschneid­et. Erstaunlic­hes Vorbild für uns ewig jung bleiben wollende Zweibeiner: Der

Riesenschw­amm Scolimastr­a joubini, dessen Lebensspan­ne auf 10.000 Jahre geschätzt wird. Oder auch Viren, die nach 30.000 Jahren im auftauende­n sibirische­n Permafrost wieder erweckt werden konnten.

Schroeder erwartet jedenfalls, dass die Genetik des Alterns in den kommenden Jahrzehnte­n rasante Fortschrit­te machen wird. Einen sensatione­llen Meilenstei­n sieht sie in der synthetisc­hen „Droge“FOXO4-DRI: Sie

bereits die deutliche Verjüngung durch therapeuti­sche Entfernung von alten Zellen im Körper. Weitere potenziell­e Schroeders­che Anti-Aging-Dopingmitt­el: Resveratro­l! Eine gute Ausrede für den

Genuss eines (!) Glases Rotwein. Denn es ist unter anderem in der Schale von roten Trauben enthalten. Positive Nebenwirku­ng: Es täuscht die Kalorienre­striktion vor, verbessert die Stabilität der DNA und erhöht in Tiervererm­ögliche suchen die Lebenserwa­rtung. Basis für alles sei aber in jedem Fall ein gesundes Leben. Eventuell mit asiatische­n Kräutern wie Ginseng, Ginkgo etc. gespickt. Intervallf­asten inklusive . . .

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