Kronen Zeitung

Im Deutschkur­s fleißig: „Fauler“Kollege stach zu

Zwei Syrer besuchten in Wien gemeinsam einen Deutschkur­s. Doch weil einer der beiden dort brillierte, kam es zu einem blutigen Streit . . .

- Anja Richter

Zwei Männer flüchteten aus ihrer Heimat, hofften in Österreich auf ein Leben in Freiheit. Doch in Sekunden waren die Träume zerstört. Weil einer der beiden sich im Deutschkur­s des BFI besser anstellte, stach ihm der andere in den Hals. Klingt absurd und schaurig, trug sich aber am 12. Juli in Wien genau so zu.

Weshalb zwei Tage nach dem Ex-Grünen Christoph Chorherr am Mittwoch ein junger Syrer im Großen Schwurgeri­chtssaal des Wiener Landesgeri­chts Platz nahm – angeklagt wegen Mordversuc­h.

„Streber“bezeichnet­e späteren Täter als „faul“

„Das Opfer war besonders ehrgeizig im Deutschkur­s“, berichtet die Staatsanwä­ltin den Geschworen­en, „der Angeklagte bezeichnet­e seinen Kurskolleg­en deshalb als ,Streber‘, dieser wiederum nannte den späteren Täter ,faul‘.“Nach dem Unterricht kam es zum Streit. Kurz darauf stach der

22-Jährige dreimal zu, traf den fleißigen Mitschüler an der Halsschlag­ader und verletzte ihn lebensgefä­hrlich.

„Warum hatten Sie im Deutschkur­s ein Klappmesse­r dabei?“, fragte Richterin Christina Salzborn den

Mann via Arabisch-Dolmetsche­r: „Manchmal schnitt ich meinen Apfel damit“, antwortete dieser. Zum Vorfall

zeigt er sich tatsacheng­eständig. „Allerdings“, führt Verteidige­r Andreas Reichenbac­h aus, „hat das Opfer meinen Mandanten immer wieder gehänselt und provoziert.“– „Nach dem Unterricht ging mir Odai nach, wollte mich schlagen. Ich zog das Messer in der Hoffnung, dass er es als Bedrohung auffasst und wegläuft.“Als dieser jedoch nicht abrückte, habe er die Nerven verloren.

Das Opfer schildert das Geschehen, ebenfalls via Dolmetsch, anders. „Der Angeklagte ging weit vor mir. Dann drehte er sich um und lief mit dem Messer in der Hand auf mich zu.“– Vertagt.

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