Rohöl brachte Aktie Fußball in Schwung
⧁ Die Briten weckten einst als Kolonialmacht im Emirat die Lust am Kicken ⧁ Pelés Auftritt löste Euphorie aus ⧁ Heutiger Torjäger lief für LASK auf
Drei Tage noch, dann legt der Gastgeber bei der Heim-WM gegen Ecuador los – ganz Katar fiebert laut Matthias Krug mit: „Man spürt überall die große Vorfreude, im Alltag ist die WM seit Monaten das Gesprächsthema Nummer eins.“Sagt jener Mann, der 1984 als erster Deutscher im Emirat geboren wurde und als Kenner des katarischen Fußballs gilt.
Der 38-Jährige rollte im Buch „Journeys on a Football Carpet“die Geschichte auf: „Die Briten brachten als Kolonialmacht den Fußball in den 1940er-Jahren ins Land. Gespielt wurde oft auf Sand, die Linien wurden mit Rohöl markiert.“War kein Ball zur Hand, banden Kinder aus vielen Socken einen solchen zusammen.
Mit dem Doha Stadium, dem ersten in der Region mit einem Rasenplatz, begann in den 60er-Jahren eine neue Ära, in den 70ern lud Katar Stars zu Gastspielen ein: „Pelé spielte mit dem FC Santos auf, seine Tricks begeisterten viele Jugendliche, führten 1981 zum ersten bedeutenden Erfolg: Silber bei der U20-WM.“
Spanische Einflüsse
In der Aspire Academy in Doha werden seit 2006 Talente ausgebildet, parallel ließen Pep Guardiola, Raul oder auch Xavi ihre Karriere im Land ausklingen: „Der spanische Einfluss war groß, Xavi hat auch als Trainer viele Spuren hinterlassen.“
Was auch längst für Felix Sanchez gilt. Der 46-Jährige ist seit 2006 im Land und seit 2017 Teamchef. Krug: „Er betreut die meisten der heutigen Teamspieler, seit sie 12, 13 Jahre sind, durchlief mit ihnen die Altersstufen. So etwas gibt es selten.“
Große Hoffnungen ruhen bei der WM auf Almoez Ali: Der 26-Jährige schoss Katar 2019 zum Titel bei der
Asien-Meisterschaft, hatte 2017 noch beim LASK in der zweiten österreichischen Liga gekickt. „Er profitierte in der Aspire Academy vom Training mit Raul“, sagt Krug.
Was er Katar ab Sonntag zutraut? „Sie setzen auf attraktiven Fußball mit schnellen Kontern, haben die letzten fünf Matches vor der WM gewonnen.“Total chancenlos sei das Team nicht: „Historisch hat Katar die Welt bei großen Ereignissen immer überrascht.
Das wird hoffentlich erneut gelingen.“