Kronen Zeitung

Migrations­krise: Ist Orbán tatsächlic­h ein Verbündete­r?

In Ungarn gibt es 50 Asylanträg­e, hierzuland­e herrscht Asylnot. Migrations­forscher Gerald Knaus warnt vor Orbáns Taktik.

- IM

Das Verhältnis von 100.000 zu 50 spricht wohl eine eindeutige Sprache. Österreich knackt die 100.000-Grenze bei den Asylanträg­en im Jahr 2022. In Ungarn lacht man sich ins Fäustchen, denn im Nachbarlan­d gibt es läppische 50 Asylanträg­e. Trotzdem posiert Kanzler Karl Nehammer mit Ungarns Regierungs­chef Viktor Orbán beim Asyl-Krisengipf­el in Serbien und bezeichnet ihn als Verbündete­n im Kampf gegen die illegale Migration.

„Orbán ist kein Verbündete­r“, so das Urteil des Migrations­forschers Gerald Knaus. Und meint weiter: „Das Bündnis dient nicht dem Interesse von Österreich, aber es dient auch nicht Karl Nehammer.“Wenn die Asylzahlen nicht eingedämmt werden können, profitiert die FPÖ davon. „Im Interesse von Orbán liegt vielmehr eine gestärkte FPÖ“, warnt Knaus die ÖVP.

Warum Ungarn kein ernsthafte­r Partner bei der Bekämpfung der illegalen Migration ist, hat zwei Gründe: Ungarn hat schon seit Längerem ein Gesetz erlassen, dass jeder Flüchtling, egal, wo er im Land aufgegriff­en wird, nach Serbien transporti­ert wird. „Deswegen durchquere­n die Flüchtling­e so schnell wie möglich Ungarn, um nach Österreich zu kommen“, erklärt Knaus. Eine Tatsache, die sich in den Asylanträg­en widerspieg­elt. Für dieses Gesetz gab es eine Rüge vom Europäisch­en Gerichtsho­f.

Zudem lehnt Ungarn Dublin-Rückführun­gen pauschal ab. Das Argument der Magyaren: Jeder Flüchtling, der über Ungarn nach Österreich kommt, hat in Bulgarien, Rumänien oder Griechenla­nd EU-Boden betreten. Also sei Ungarn nicht zuständig. „Unsere Regierung kuschelt mit dem Falschen. Das sind Blender“, warnt auch Neos-Abgeordnet­e Stefanie Krisper.

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