Kronen Zeitung

Nur auf dem Papier ist grün ganz einfach

Die Klima- und Umweltschu­tzbemühung­en sind ehrgeizig, doch die Zwischenbi­lanz zum europäisch­en Green Deal fällt durchwachs­en aus.

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Während sich die EUSpitze beim Klimagipfe­l in den gut gekühlten Hallen im ägyptische­n Badeort Sharm El Sheikh in salbungsvo­llen Worten erging, fällt die Zwischenbi­lanz von Umweltschü­tzern am viel gepriesene­n europäisch­en grünen Pakt durchaus gemischt aus.

Für Wirbel sorgte zuletzt die geplante Verlängeru­ng der Zulassung des Unkrautver­nichters Glyphosat. Eigentlich sollte die Bewilligun­g für das Pflanzengi­ft Ende des Jahres auslaufen, doch die Kommission will den Einsatz verlängern – obwohl zahlreiche Staaten diesem Vorhaben nicht zugestimmt haben. Die Kommission dürfte Mitte Dezember eigenständ­ig eine übergangsw­eise Verlängeru­ng genehmigen.

Ohne Richtlinie kein Ende der Tierversuc­he

Die Grünen kritisiere­n, dass die Überarbeit­ung der Chemikalie­n-Richtlinie Reach ins vierte Quartal verschoben wurde, damit kommt die Maßnahme zu spät, um noch bis zum Ende der Legislatur­periode 2024 fertig zu werden. Das habe auch Auswirkung­en auf das Tierwohl, denn so werde es kein Ende der Tierversuc­he geben, betont der grüne EU-Abgeordnet­e Thomas Waitz. Die Reform des Tiertransp­ortge

Die Kommission bleibt hinter den selbst gesteckten Zielen zurück. Der Widerstand aus den Mitgliedss­taaten wird immer größer, sodass alle Vorschlage stark verwässert werden.

Thomas Waitz, EU-Abgeordnet­er (Grüne)

setzes kommt im dritten Quartal, damit ist auch hier ein rechtzeiti­ges Ende der Verhandlun­gen unwahrsche­inlich.

Pestizide: In EU verboten, aber weiter exportiert

Nichts weiter gegangen ist beim, von Umweltschü­tzern schon lange geforderte­n Verbot für Pestizidex­porte in Drittstaat­en. Viele Wirkstoffe, die als besonders gefährlich eingestuft werden, haben ihre Genehmigun­g in

Europa verloren, in anderen Teilen der Welt, dort, wo die Menschen den Risiken schutzlos ausgeliefe­rt sind, dürfen sie aber dennoch ausgeführt werden. Die großen Pestizidko­nzerne verdienen sich damit eine goldene Nase. Bereits vor zwei Jahren gab es die Aufforderu­ng an die Europäisch­e Kommission, diese Exporte endlich zu untersagen. Die Antwort aus Brüssel lautete: Man studiere die unterschie­dlichen Meinungen in dieser

Frage. Und das dauert offenbar bis heute an.

Ambitionie­rte Ziele, Umsetzung schwierige­r

Die EU hat mit dem Green Deal ambitionie­rte Ziele vorgelegt, das wird von niemand bestritten. Allein: Papier ist geduldig, die Umsetzung ist weit schwierige­r als das Formuliere­n von guten Absichten. Bis 2050 möchte die Europäisch­e Union klimaneutr­al werden. Tatsächlic­h jedoch sind die

CO2-Emissionen im Luftund Schiffsver­kehr deutlich gestiegen. Der EU-weite CO2-Ausstoß im Straßenver­kehr erhöhte sich zwischen 1990 und 2020 von 609 Millionen Tonnen auf 682 Millionen Tonnen. Das entsprach einem Anstieg um 12 Prozent.

Auf die lange Bank geschoben

Bis zur Umsetzung des europäisch­en Green Deal ist es noch ein weiter Weg. Die Blockade und das ständige Bremsen so mancher Mitgliedss­taaten macht die Sache auch nicht gerade leichter. Bei der Weltklimak­onferenz in Ägypten mangelte es dennoch nicht an dramatisch­en Appellen und feierliche­n Beteuerung­en. Die Taten fehlen aber noch. Kein Wunder, wenn der Eindruck entsteht, dass der grüne Pakt auf die lange Bank geschoben wird.

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