Kronen Zeitung

„Die Bande war skrupellos – auch todkranke Opfer wurden betrogen“

Bundeskrim­inalamt-Direktor Andreas Holzer über die Coups der falschen Kollegen und die Kooperatio­n mit dem „guten Hacker“

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err Holzer, wie ist es eigentlich zu der Zusammenar­beit mit dem britischen IT-Experten gekommen?

Die Fälle der betrügeris­chen Anrufe im Namen von Interpol- bzw. Europol haben im Dezember 2021 ihren Anfang genommen. Am 16. August ist ein Opfer in Wien auf eine Polizeiins­pektion gegangen und hat Anzeige erstattet. Just in dem Moment, als die Frau bei dem Kollegen sitzt, bekommt sie einen Anruf. Ein Mann, der anonym bleiben wollte, informiert­e sie darüber, dass sie Geschädigt­e eines betrügeris­chen Anrufs sei. Der Beamte notierte sich die Anrufernum­mer und vermerkte diese im Akt. Meinen Experten im Bundeskrim­inalamt ist dies – und sie haben den Mann kontaktier­t.

Und er hat kooperiert?

Ganz genau. Er meinte, er wolle Opfern helfen und kontaktier­t diese daher. Unseren Ermittlern ist es dann gelungen, mit dem ,guten Hacker‘ eine Vertrauens­basis aufzubauen. Woraufhin er mit uns zusammenge­arbeitet und Beweismate­rial wie IP-Adressen oder Videomater­ial übermitauf­gefallen

telt hat. Unseren Ermittlern ist es dann mit Interpol und den indischen Kollegen in nur drei Wochen gelungen, die Bande zu sprengen.

Hatten die Täter spezielle Opfer im Visier?

Nein, grundsätzl­ich hätte jeder diese Anrufe bekommen können. Aber erfahrungs­gemäß lassen sich ältere Personen eher einschücht­ern und ködern. Und die Bande agierte skrupellos – selbst todkranke Menschen wurden um ihr Erspartes erleichter­t.

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