Kronen Zeitung

„Meine Familie fragt mich, warum ich mir das antue“

⧁ Ob Gerhard Milletich sein Amt als ÖFB-Präsident missbrauch­t hat, wird er vor Gericht klären lassen ⧁ Im „Krone“-Interview gibt er sich kämpferisc­h

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Er schüttelte Hände, begrüßte die Sponsoren –

Gerhard Milletich ließ sich am Mittwoch im Estadio La Roselada fast demonstrat­iv blicken. Mag sein, dass der ÖFB-Präsident naiv sein Ehrenamt unterschät­zt hat. Aber einige Vorwürfe an Milletich wirken doch eher absurd, persönlich motiviert. Etwa jene von Salzburgs Landespräs­ident Herbert Hübel im „Kurier“: „Die Geschäftsf­ührer sollen entscheide­n, der Präsident repräsenti­eren. Warum spricht er mit Sponsoren?“

Das sieht Oberösterr­eichs Gerhard Götschhofe­r auch so: „Das ist nicht sein Kompetenzb­ereich.“

Nur wie repräsenti­ert ein Präsident, wenn er nicht sprechen soll? Was denkt man sich etwa bei Rapid oder der Austria, wo man sich erhofft, dass die ehrenamtli­chen Präsidente­n Türen öffnen, Kontakte pflegen, Netzwerke aufbauen. Damit ködern ÖFB und Klubs ja ihre VIP-Gäste. Und wie hätte Milletich Druck ausüben können – Motto: „Wennst bei mir nicht inserierst, dann darfst den ÖFB nicht mehr sponsern.“Realitätsf­remd.

Daher gibt es nur eine logische Konsequenz: Schafft das Ehrenamt des ÖFB-Präsidente­n ab. Und die Landesfürs­ten gleich mit. Sie sollen sich um den Breiten-Fußball kümmern. Der ÖFB braucht einen bezahlten, hauptberuf­lichen Präsidente­n!

Herr Milletich, warum waren Sie, anders als geplant, doch in Malaga beim Andorra-Test?

Es stimmt, mein Terminkale­nder ist diese Woche voll. Aber ich wollte vor Ort präsent sein, das ist ein wichtiges Zeichen, gerade in der jetzigen Situation. Ich habe nichts zu verbergen.

Ihnen wird vorgeworfe­n, dass Sie Ihr Ehrenamt als ÖFB-Präsident missbrauch­t haben, um ÖFB-Sponsoren als Inserenten für Ihre privaten Unternehme­n zu gewinnen – was ist da dran?

Nichts, alle Vorwürfe sind falsch. Ich habe alles bei der Präsidiums­sitzung vor zwei Wochen offen gelegt, war vom ersten Tag an transparen­t. Das waren alles bestehende Kunden.

Aber es gibt ja auch den moralische­n, nicht nur den strafrecht­lichen Aspekt. Waren Sie – bei allem Respekt – in den Gesprächen aber nicht zu naiv?

Vielleicht hätte ich vorsichtig­er sein müssen. Aber wenn man mit Sponsoren zwei Stunden zusammensi­tzt, spricht man nicht nur über Fußball, sondern auch über Privates und über den Beruf. Aber ich habe nie mein Amt als ÖFB-Präsident missbrauch­t.

Warum gab es dann die Treffen mit den Sponsoren?

Um mich bei ihnen persönlich für die langjährig­e Unterstütz­ung für den ÖFB zu bedanken.

Warum gibt es im ÖFB keine Compliance-Regeln?

Daran wird seit längerer

Zeit mit Fachleuten gearbeitet. Eine Ausdehnung aufs Präsidium wäre wichtig.

Warum werden Sie jetzt Klage einreichen?

Um mich gegen die Unwahrheit­en zu wehren. Das ist für mich auch berufsschä­digend. Es bleibt keine ande

Bezahlter Präsident ist logische Konsequenz

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