Kronen Zeitung

Falscher Protest

- Franziska.trost@kronenzeit­ung.at

Es ist eine schöne Anekdote aus dem Zweiten Weltkrieg, die – wie so viele große Worte – gerne Winston Churchill in den Mund gelegt wird: Als seine Berater die Kunstförde­rungen kürzen wollten, soll er dies entschiede­n abgelehnt haben. „Wofür kämpfen wir dann überhaupt?“

Eine Frage, die man heutzutage auch gerne den selbst ernannten „KlimaHelde­n“stellen würde, die mit einem fehlgeleit­eten Verständni­s der Weltrettun­g mit Farbe, Kartoffelp­üree oder Tomatensau­ce Gemälde besudeln.

Kunst oder Leben? Das ist die pathetisch­e Waagschale, in die die Klimaaktiv­isten der „Letzten Generation“die Begründung ihres Protests werfen. Doch es ist eben die falsche Frage – denn was wäre das menschlich­e Leben ohne die Kultur? Kunst ist Ausdruck zutiefster Menschlich­keit, sie verbindet, überdauert die Jahrhunder­te, weil der Mensch in ihr erkennen kann, was nur der Mensch zu schaffen vermag, sie vermittelt Identität, Werte und Schönheit. „Die Kunst ist in der Lage, die Welt für einen ganzen Moment der Ewigkeit aufzuhalte­n. Das kann sonst nur die Liebe“, brachte es Klaus Maria Brandauer einmal so poetisch auf den Punkt.

In der Klimakrise geht es eigentlich nicht um die Rettung der Welt, die wird sich schon wieder erholen, sondern um die Rettung der Menschheit. Und all jene, die sich das Recht herausnehm­en, dafür das große Erbe der Menschlich­keit leichtfert­ig anzugreife­n, sollten sich dringend die Frage stellen: Wofür kämpfen wir dann überhaupt?

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