Falscher Protest
Es ist eine schöne Anekdote aus dem Zweiten Weltkrieg, die – wie so viele große Worte – gerne Winston Churchill in den Mund gelegt wird: Als seine Berater die Kunstförderungen kürzen wollten, soll er dies entschieden abgelehnt haben. „Wofür kämpfen wir dann überhaupt?“
Eine Frage, die man heutzutage auch gerne den selbst ernannten „KlimaHelden“stellen würde, die mit einem fehlgeleiteten Verständnis der Weltrettung mit Farbe, Kartoffelpüree oder Tomatensauce Gemälde besudeln.
Kunst oder Leben? Das ist die pathetische Waagschale, in die die Klimaaktivisten der „Letzten Generation“die Begründung ihres Protests werfen. Doch es ist eben die falsche Frage – denn was wäre das menschliche Leben ohne die Kultur? Kunst ist Ausdruck zutiefster Menschlichkeit, sie verbindet, überdauert die Jahrhunderte, weil der Mensch in ihr erkennen kann, was nur der Mensch zu schaffen vermag, sie vermittelt Identität, Werte und Schönheit. „Die Kunst ist in der Lage, die Welt für einen ganzen Moment der Ewigkeit aufzuhalten. Das kann sonst nur die Liebe“, brachte es Klaus Maria Brandauer einmal so poetisch auf den Punkt.
In der Klimakrise geht es eigentlich nicht um die Rettung der Welt, die wird sich schon wieder erholen, sondern um die Rettung der Menschheit. Und all jene, die sich das Recht herausnehmen, dafür das große Erbe der Menschlichkeit leichtfertig anzugreifen, sollten sich dringend die Frage stellen: Wofür kämpfen wir dann überhaupt?